Vor dem Weltozeantag an diesem Sonntag und der UN-Ozeankonferenz ab Montag in Nizza hat der Klimaforscher Mojib Latif den Zustand der Weltmeere als „besorgniserregend“ bezeichnet. „Die Ozeane wurden lange Zeit schlichtweg vergessen“, sagte Latif den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Samstagausgaben). „Erst in den letzten Jahren ist ihr beklagenswerter Zustand in den Vordergrund gerückt.“ Der Trend der Meereserwärmung sei kurzfristig nicht zu stoppen. Er sei „eher skeptisch“, was zählbare Ergebnisse der UN-Konferenz angeht.
Latif schlägt angesichts der mangelnden internationalen Kooperation Alarm. „Wir haben derzeit wohl die denkbar schlechtesten Voraussetzungen, die wir jemals für den Umweltschutz hatten“, sagte er. Mehr denn je stehe nur noch das Profitstreben im Vordergrund. „Das hat vor allem damit zu tun, dass wir zuletzt eine Veränderung der politischen Landschaft erlebt haben, mit dem Vordringen autokratischer Systeme, wie jetzt auch in den USA“, erklärte er. „Internationale Kooperation ist derzeit nicht gerade die Königsdisziplin der Weltpolitik.“
Beim Problem des steigenden Plastikmülls in den Weltmeeren spricht sich der Klimaforscher für Verbote aus. „Das riesige Plastik-Problem ist meiner Meinung nach nur noch mit Verboten in den Griff zu bekommen“, sagte er. „Dem stehen aber mächtige Lobby-Interessen, nicht zuletzt der mächtigen Ölindustrie, und die betreffenden Länder entgegen. Denn der Grundstoff für Plastik ist nun mal Rohöl.“