IfW-Chef kritisiert Hängepartie bei Kanzlerwahl

IfW-Chef kritisiert Hängepartie bei Kanzlerwahl

Der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Moritz Schularick, hat den missglückten Start der neuen Bundesregierung scharf kritisiert.

„Die größte Ernüchterung heute ist: Im Herzen des Parlaments haben offenbar nicht alle verstanden, in welchem Ausnahmezustand wir uns befinden“, sagte Schularick der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Parteitaktik sei in einer außen- und sicherheitspolitisch hochsensiblen Lage „brandgefährlich“. Es sei ein Auftakt für die Koalition, der schlechter nicht hätte sein können. „Das Aufbruchssignal der Stärke und Geschlossenheit blieb aus“, so der IfW-Präsident. „Die neue Regierung beginnt diese neue Phase geschwächt – und das in einer Zeit, in der sie international Führung übernehmen muss.“

Schularick bezeichnete den Koalitionsvertrag als „ein Sammelsurium an Kompromissen“. Je nachdem, welcher Teil am Ende politisch dominiere, könne das Land am Ende dieser vier Jahre wirtschaftlich gestärkt oder enttäuscht dastehen. Die Formelkompromisse des Koalitionsvertrags mit Leben zu füllen, sei nach dem verpatzten Wahlgang nicht leichter geworden.

Trotz globaler Unsicherheiten wie etwa durch Trumps Zölle sieht Schularick keine akute Wirtschaftskrise auf Deutschland zukommen. Wohl aber ein Ende der alten Globalisierung: „Wir treten in eine neue Phase ein – weniger naives Zusammenrücken, mehr strategische Abgrenzung – vor allem gegenüber Abhängigkeiten wie von China. Die Globalisierung vertieft sich nicht mehr automatisch.“ Für Verbraucher böte die aktuelle Lage durchaus Vorteile: Sie könnten sich auf günstigere Produkte und sinkende Zinsen einstellen: „Das hilft beim Hauskauf oder bei Krediten“, so der Ökonom.