Der neue polnische Präsident Karol Nawrocki ist am Dienstag von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Kanzleramt empfangen worden. Bei einem Vier-Augen-Gespräch soll es laut Bundesregierung neben der bilateralen Zusammenarbeit voraussichtlich auch um Fragen der internationalen Sicherheitspolitik und besonders um die weitere Unterstützung der Ukraine gehen.
Dem Vernehmen nach dürften auch die jüngsten Drohnenvorfälle in Polen eine Rolle spielen. Zudem dürfte es um die mehrfach geäußerte Forderung Nawrockis nach hohen Reparationen Deutschlands für den Zweiten Weltkrieg gehen. Eine Pressekonferenz nach dem Treffen ist nicht geplant. Am Vormittag war Nawrocki bereits von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen worden.
Der polnische Präsident hatte unmittelbar vor seinem Berlin-Besuch seine Reparationsforderungen erneuert. „Das ist eine Sache, die für die Polen wichtig ist“, sagte er der „Bild“ und anderen Medien von Axel Springer. „Und sie wird auch Gegenstand der Gespräche unter Partnern sein“, kündigte er an.
Nawrocki widersprach der Auffassung der Bundesregierung, dass die Frage juristisch abgeschlossen sei: „Die Frage der Reparationen ist natürlich nicht rechtlich abgeschlossen.“ Selbst wenn sie rechtlich abgeschlossen wäre, wären der politische Wille und die Offenheit für die Worte des Partners in der Lage, diese Diskussion zu eröffnen. Nawrocki: „Sie liegt im Interesse von Warschau und Berlin. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit dem Bundeskanzler und mit Herrn Bundespräsidenten zu einer Einigung kommen werden.“
Der Präsident beharrt auf Reparationszahlungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro: „Das ist die einzige Zahl, die ihren Bezugspunkt in einer sehr tiefgreifenden, fundierten wissenschaftlichen Forschung hat.“ Keine andere Zahl beruhe auf der jahrelangen Arbeit von Wirtschaftswissenschaftlern, Historikern sowie Fachleuten aus verschiedenen Gebieten, die zu einem Reparationsbericht geführt habe.
Nawrocki ist seit Anfang August Staatspräsident Polens. Er hatte sich als parteiloser Kandidat für die PiS durchgesetzt. Während des Wahlkampfs wurde er von Donald Trump unterstützt und besuchte ihn im Weißen Haus.