Deutschland ist nach Ansicht der Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, nicht ausreichend auf den Krisen- und Katastrophenfall vorbereitet.
„Für den Bevölkerungsschutz wird viel zu wenig getan“, sagte Hasselfeldt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagsausgaben). „Leider ist es kein Hirngespinst, dass wir uns auf bewaffnete Konflikte vorbereiten müssen und auch Unwetterkatastrophen größeren Ausmaßes erleben werden“, so die DRK-Präsidentin.
Es werde in den Debatten über äußere Sicherheit zu wenig darüber nachgedacht, wie die Bevölkerung im Inland geschützt werden könne, kritisierte die frühere Bundesministerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Hasselfeldt nannte drei Punkte, die es für einen wirksamen Bevölkerungsschutz brauche: „Eine ausreichende Ausstattung, die auch Vorräte für den Krisenfall umfasst, Menschen, die im Ernstfall versorgen können und eine größere Widerstandsfähigkeit der Gesamtbevölkerung.“
In jedem dieser Punkte sehe sie aber derzeit „enorme Defizite“, so die DRK-Präsidentin. So sei man bei Weitem nicht in der Lage, für ein bis zwei Prozent der Bevölkerung Betreuungs- und Versorgungsangebote für den Krisenfall bereitzustellen. Die aktuellen Haushaltsansätze würden auch keine Verbesserungen bringen. „Für mobile Betreuungsmodule beispielsweise ist kein Cent fest zugesagt“, kritisierte Hasselfeldt. Sie forderte 2,5 Milliarden Euro pro Jahr für den Bevölkerungsschutz. „Tatsächlich stehen wir bei rund der Hälfte, und die anerkannten Hilfsorganisationen werden nicht ausdrücklich in den Blick genommen“, bemängelte die frühere CSU-Politikerin.
Auf die Frage, ob Deutschland neue Bunker brauche, antwortete Hasselfeldt: „Wir benötigen Schutzräume. Das müssen nicht unbedingt Bunker sein. Man kann auch darüber nachdenken, etwa U-Bahnhöfe zu nutzen.“ Scharfe Kritik übte sie an der Krankenhausreform. In dieser sei der Krisenfall nicht bedacht, warf Hasselfeldt der ehemaligen Ampel-Regierung vor. Statt als Teil der Vorsorge Möglichkeiten zu schaffen, wie man Kliniken schnell in Schutzräume verlegen könne, wisse man derzeit nicht einmal, welche Kliniken überhaupt bestehen bleiben und welche schließen müssen, kritisierte Hasselfeldt.