Deutschlands größter Sachversicherer, die Allianz, fordert mehr Tempo beim Schutz vor Hochwasser. „Wer am Deichschutz spart, sorgt für die Katastrophen der Zukunft“, sagte der Chef der Allianz Versicherungs-AG, Frank Sommerfeld, dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagausgabe).
Von den Projekten aus dem nationalen Hochwasserschutzprogramm, das als Reaktion auf das Hochwasser 2013 gestartet worden ist, sind nach Angaben der Allianz nach über einem Jahrzehnt gerade einmal drei Prozent der Maßnahmen abgeschlossen. Fünf Prozent sind in der Phase der Fertigstellung, 14 Prozent im Bau. Gerade einmal acht Prozent der Maßnahmen sind damit einsatzbereit, bei mehr als drei Viertel der Vorhaben ist noch nicht einmal angefangen worden.
„Bei diesem Tempo sind wir im Jahr 2150 fertig“, kritisierte der Chef der Allianz Versicherungs-AG. Das Unternehmen ist im Allianz-Konzern für die Sachversicherung in Deutschland und damit auch für den Schutz gegen Elementarschäden zuständig.
Die in der Politik diskutierte Lösung einer Pflicht für Hauseigentümer, sich gegen Schäden aus Naturgefahren versichern zu müssen, lehnte Sommerfeld ab. Ein solche Versicherungspflicht verhindere keinen einzigen Schaden. „Bund, Länder, Kommunen, Hauseigentümer und wir als Versicherer müssen dafür sorgen, dass Schäden gar nicht erst entstehen“, sagte der Manager. „Und wenn sie entstehen, sollten sie möglichst niedrig sein.“
Aufgrund der menschengemachten Erderhitzung treten extreme Niederschlagsereignisse in Deutschland häufiger und in stärkerer Intensität auf. Starkregenfälle sind in Westeuropa durch den Klimawandel bislang um das 1,2- bis 9-fache wahrscheinlicher geworden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen und Hochwasser – auch an Orten, an denen Überschwemmungen bislang unüblich waren.