Studie: Mittelständler klagen über Bürokratie bei Nachhaltigkeit

Die deutschen Mittelständler wollen ihre Unternehmen stärker auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz umstellen, stoßen dabei aber häufig auf hohe Kosten und bürokratische Hürden. Das ist ein Ergebnis der Studie „Energiewende-Kompass 2024“ der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB), für die 300 Führungskräfte mittelständischer Unternehmen aus Deutschland befragt worden sind und über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben) berichten.

Wichtigstes Nachhaltigkeitsthema für die Mittelständler ist demnach die Reduktion von CO2-Emissionen (49 Prozent), gefolgt von der Energieeffizienz und der Nutzung erneuerbarer Energien (44 Prozent) sowie der Etablierung nachhaltiger Lieferketten (42 Prozent). Im Durchschnitt investieren der Erhebung zufolge mittelständische Unternehmen 24,6 Prozent ihres Gesamtinvestitionsvolumens in nachhaltige Projekte. Allerdings gab auch jedes vierte befragte Unternehmen an, weniger als zehn Prozent zu investieren. Mehr als 51 Prozent der Gesamtinvestitionen geben lediglich neun Prozent der befragten Unternehmen für Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen aus.

Das dürfte auch an den Widerständen liegen, mit denen sich die Mittelständler konfrontiert sehen. Die hohen Kosten der Implementierung (40 Prozent), die Komplexität der Umsetzung (37 Prozent), bürokratische Hürden (33 Prozent), aber auch der Mangel an qualifizierten Fachkräften (29 Prozent) und die Konkurrenz durch nicht-nachhaltige Anbieter (26 Prozent) stellen die Unternehmen nach eigener Aussage vor Herausforderungen.

Helfen würden bessere finanzielle Förderprogramme oder Anreize (42 Prozent) sowie Zugang zu erschwinglichen und zuverlässigen Technologien (37 Prozent), gaben die Unternehmen an. Aber auch verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen (35 Prozent) sowie eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen (32 Prozent) wurden genannt.

Gefragt nach konkreten Maßnahmen, die in den vergangenen drei Jahren durchgeführt wurden, gaben 55 Prozent der Firmen-Entscheider an, eine effizientere Beleuchtung eingeführt zu haben. Jedes zweite Unternehmen hat sich demnach effizientere Bürogeräte angeschafft.

Auch effizientere Geräte in der Produktion (48 Prozent), Investitionen in digitale Lösungen zur Energieverbrauchsoptimierung und Energieeinsparung durch Gebäudedämmung beziehungsweise durch eine effizientere Klimatisierung (je 45 Prozent) haben viele der befragten Unternehmen umgesetzt. 42 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits eine eigene Photovoltaikanlage oder planen die Anschaffung einer solchen in den kommenden drei Jahren.

Starke Unterschiede gibt es zwischen börsennotierten und nicht börsennotierten Unternehmen. Während die große Mehrheit der börsennotierten Unternehmen angibt, dass sie die Energiewende im Mittelstand eher (47 Prozent) oder sehr fortgeschritten (38 Prozent) sehen, ist bei den nicht börsennotierten Unternehmen mehr als jedes dritte Unternehmen der Ansicht, dass die Energiewende weniger fortgeschritten ist oder kaum begonnen worden ist.

„Der deutsche Mittelstand wird zur treibenden Kraft der Energiewende. Für Unternehmen kann die Transformation zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in der Zukunft bedeuten“, sagte NORD/LB-CEO Jörg Frischholz.

Für die Studie hatte die NORD/LB 300 Führungskräfte aus Unternehmen mit 200 bis 5.000 Beschäftigte im Juni online befragt.


Foto: Aktenschrank (Archiv) [dts]

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