Der Philosoph Markus Gabriel fordert angesichts zahlreicher Krisen ein Update für den Kapitalismus. „Wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag“, sagte Gabriel dem „Spiegel“. Der Kapitalismus wirke in seiner bisherigen Form „buchstäblich als Brandbeschleuniger einer fossil betriebenen Moderne“.
Gabriel plädiert für einen „ethischen Kapitalismus“. „Gutes Wirtschaften sollte nicht nur auf die Gewinnmaximierung abzielen, sondern auf das Lösen von Problemen“, sagte er. Ein Beispiel für ethisches Wirtschaften seien die Produkte des Impfstoffherstellers Biontech, durch welche die Covid-Pandemie ihren Schrecken verloren habe. „Vorher hatten wir in der Pandemie nur die Wahl, uns im Lockdown in den eigenen vier Wänden zu verstecken oder hohe Todeszahlen in Kauf zu nehmen“, sagte Gabriel.
Der Philosoph setzt auf eine ungewöhnliche Idee, um Firmen zu ethischem Handeln zu bewegen: „Ich schlage vor, dass jedes Unternehmen eine Ethikabteilung bekommt, angeführt von einer oder einem Chief Philosophy Officer“, so der Forscher. Aufgabe der Spezialisten sei es, Firmen gezielt unter die Lupe zu nehmen und konkrete Vorschläge für ethische und zugleich bessere Produkte zu machen. „Wir brauchen Philosophen in den Chefetagen.“, sagte Gabriel.
Der Forscher, geboren 1980, zählt zu den meistdiskutierten deutschen Philosophen der Gegenwart. Er lehrt an der Universität Bonn.
Foto: Kapitalismus-Kritik (Archiv) [dts]