Die vor wenigen Wochen aus dem Amt geschiedene ehemalige Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker übt harsche Kritik an Banken, die in den Cum-Ex-Skandal verwickelt sind.
„Es wurde häufig alles getan, um unsere Arbeit zu erschweren und in die Länge zu ziehen“, sagte Brorhilker dem „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe). „Wir haben etwa häufig erlebt, dass Dokumente ins Ausland geschafft wurden und angeblich nicht mehr nach Deutschland zurückgeholt werden konnten.“ Im Rahmen ihrer Ermittlungen durchsuchte Brorhilker zahlreiche Geldhäuser.
Sie kritisiert auch die Anwälte, die ihrer Meinung nach in den Auseinandersetzungen mit dem Fiskus und den Strafverfolgungsbehörden unsachlich und überheblich agierten. „Es geht darum, Dinge künstlich zu verkomplizieren“, sagte Brorhilker. „Man bildet möglichst lange Sätze mit möglichst vielen Fremdwörtern. Damit macht man dem Gegenüber auf einer unbewussten Ebene klar: Du verstehst das sowieso nicht, weil du kein Jurist bist. Also misch` dich da nicht ein. Dabei lernt man im Studium, dass die juristische Sprache klar und einfach sein soll. Man soll sogar wenig Fremdwörter benutzen.“
Den Vorwurf, sie habe die Cum-Ex-Ermittlungen mit 1.700 Beschuldigten zu groß angelegt, weist Brorhilker zurück. Ermittlungen seien nur nach sorgfältiger Prüfung eines Anfangsverdachts eingeleitet worden. „Die Steuerhinterziehung mit Cum-Ex-Geschäften hatte industriellen Charakter, das haben auch die Strafgerichte festgestellt. Das waren eben nicht wenige schwarze Schafe“, sagte Brorhilker.
Foto: Landgericht Bonn (Archiv) [dts]