Sundar Pichai, der Chef von Google und dessen Mutterkonzern Alphabet, spricht sich dafür aus, ein weltweites Regelwerk für sogenannte „Künstliche Intelligenz“ (KI) zu schaffen.
„Wir brauchen internationale Regeln für die Künstliche Intelligenz. Deshalb sollten wir über ein transatlantisches Rahmenwerk nachdenken, oder noch besser: ein globales Rahmenwerk“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe). Er lobte in diesem Zusammenhang die KI-Regeln, den sogenannten AI Act, auf den sich die Europäische Union Ende vergangenen Jahres verständigt hat: „Der AI Act schafft in seiner jetzigen Form ein gutes Gleichgewicht zwischen Innovation und verantwortungsvollen Schutzmaßnahmen. Dieses Gleichgewicht sollte auf dem Weg durch den weiteren Gesetzgebungsprozess bewahrt bleiben.“
Der Google-Chef sagte, dass die deutsche Wirtschaft und ihre Unternehmen für den Einsatz von KI gut gerüstet sind und davon profitieren werden: „Deutschland ist in einer starken Position, es hat eine außergewöhnliche industrielle Wirtschaft, und wir arbeiten mit vielen, vielen Firmen zusammen, zum Beispiel Lufthansa oder Deutsche Bank. All diese Unternehmen sind ganz vorn mit dabei, wenn es darum geht, KI zu nutzen und sich selbst zu verändern“, sagte Sundar Pichai. „Ich denke, dass der Einstieg in die KI-Transformation angesichts des Fachkräftemangels gerade der deutschen Wirtschaft helfen wird. Dank KI können sich die Menschen auf hochproduktive Tätigkeiten konzentrieren und so die deutschen Unternehmen insgesamt produktiver machen.“
Auf die Nachfrage, ob nicht viele Jobs durch KI verschwinden werden, antwortete Pichai: „Zunächst einmal glaube ich, dass Künstliche Intelligenz neue Arbeitsplätze schaffen wird“. Pichai ergänzte: „Vor 20 Jahren konnte sich ja auch noch niemand vorstellen, dass es einmal Youtuber oder Social-Media-Experten geben würde. Nun brauchen wir zum Beispiel Menschen, die den großen Sprachmodellen die richtigen Fragen stellen. Es wird eine ganz neue Art von Berufen entstehen. Aber natürlich werden auch bestimmte Arbeitsplätze verdrängt. Deshalb müssen wir als Gesellschaft an der Qualifizierung arbeiten und sicherstellen, dass wir Menschen bei Bedarf umschulen. Wir müssen Sicherheitsnetze einrichten.“
Pichai glaubt nach eigenen Worten nicht, dass neue Wettbewerber wie OpenAI mit dem KI-Produkt ChatGPT das Suchgeschäft von Google bedrohen könnte: „Wir haben KI bereits in den vergangenen Jahren in unsere Suche integriert und die Suchqualität dadurch dramatisch verbessert. Wir haben die Suche also ständig weiterentwickelt. Für uns ist dies nur ein Teil eines Kontinuums“, sagte Pichai. „Die Suche hat sich ständig verändert, und sie wird sich weiter verändern. Wir haben vergangenes Jahr auch eine Suche mit generativer KI entwickelt, sie befindet sich noch im Test. Aber mehr und mehr Menschen melden sich an und nutzen sie, die Rückmeldungen der Nutzer sind äußerst positiv. Die Leute mögen es, wenn sie tiefer gehende Antworten bekommen, aber wir balancieren das mit einem anderen Aspekt aus, der uns sehr wichtig ist: Wir wollen den Nutzern die Vielfalt und den Reichtum der Inhalte zeigen, die im Web verfügbar sind.“
Es ist aus seiner Sicht deshalb auch kein Problem, dass OpenAI mit ChatGPT früher auf dem Markt war als Google mit seinem KI-Modell Gemini: „Bei einer tiefgreifenden Technologie wie dieser, zumal in einem so frühen Stadium, sind die ersten Monate nicht alles entscheidend. Google war auch nicht die erste Firma, die eine Suche auf den Markt gebracht hat. Wir waren nicht die Ersten, die die E-Mail entwickelt haben, und auch nicht die Ersten, die einen Browser gebaut oder einen digitalen Kartendienst erstellt haben“, sagte Pichai.
Foto: Google-Logo (Archiv) [dts]