Der britische Außenminister James Cleverly unterstützt Israels Recht auf Selbstverteidigung, mahnt zugleich aber zu einer Minimierung der zivilen Opfer im Gazastreifen. „Es liegt im Interesse Israels, Opfer unter der Zivilbevölkerung und unter den Palästinensern zu vermeiden“, sagte er am Sonntag dem Sender Sky News.
„Denn die Hamas will eindeutig einen größeren arabisch-israelischen Krieg oder sogar einen Krieg zwischen der muslimischen Welt und der übrigen Welt anzetteln.“ In Gesprächen mit der israelischen Regierung habe er auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Zahl der zivilen Opfer zu minimieren, fügte Cleverly hinzu. „Zurückhaltung, Disziplin – das sind die Kennzeichen der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, die ich sehen möchte“, sagte er. Seit dem Großangriff der Hamas hat Israel bereits zahlreiche Luftangriffe im Gazastreifen durchgeführt, die angekündigte Bodenoffensive wurde bisher aber noch nicht gestartet.
Unterdessen verschärfte sich am Sonntag auch die Situation an der Grenze zum Libanon weiter: Bei einem Angriff auf ein israelisches Dorf an der Grenze zum Libanon wurde eine Person getötet. Das israelische Militär startete Gegenangriffe auf die Hisbollah und riegelte die Grenze ab. Das Gebiet wurde bis zu vier Kilometer von der nördlichen Grenze zum Libanon gesperrt, zudem wurde das GPS in dieser Region unterbrochen. In Israel gab es derweil am Sonntag wieder an zahlreichen Orten Luftalarm – unter anderem auch in Tel Aviv.
Das Auswärtige Amt hatte am Sonntag mit Blick auf eine mögliche weitere Verschärfung sowie eine Ausweitung des Konflikts eine Reisewarnung für Israel und die Palästinensischen Gebiete sowie den Libanon herausgegeben: Nach den Worten der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Bundestags, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), entspricht diese Warnung dem üblichen Vorgehen in einer solchen Krise. „Sollten die Israelis ihre Bodenoffensive starten, dürfte die Lage in Israel noch dramatischer werden. Dort hinzureisen, wäre dann unverantwortlich“, sagte Strack-Zimmermann der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). Mit Blick auf die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Israel durch die Bundeswehr fügte sie hinzu: „Es ist das Gebot der Stunde, dass die Bundeswehr Unterstützung anbietet, auch weil es eine Selbstverständlichkeit ist und ein Zeichen unserer Entschlossenheit, unseren Staatsbürgern in solchen Notlagen zu helfen.“
Die derzeitige Maßnahme sei neben den vielen internationalen Flugangeboten, „die es gibt, um Tel Aviv zu verlassen, noch kein Spezialeinsatz, wie wir ihn in aus Kabul oder dem Sudan kennen, sondern eine zusätzliche Unterstützung“. Die FDP-Politikerin ergänzte: „Das Kommando Spezialkräfte steht aber immer in wenigen Stunden mit entsprechendem Equipment bereit, sollte sich die Lage verschlechtern, deutsche Staatsbürger aus lebensbedrohlichen Lagen zu evakuieren und nach Deutschland zu bringen.“ Deutschen Staatsbürgern sei in den letzten Tagen auch angeboten, über Drittländer wie zum Beispiel über Zypern oder Jordanien nach Hause zurückzukehren. „Dieses Angebot wurde aber nur begrenzt angenommen“, sagte Strack-Zimmermann.
Foto: Grenze zum Gazastreifen (Archiv) [dts]