Berlin – Die Stadtwerke sorgen sich darum, wie sie steigende Beschaffungskosten an ihre Kunden weitergeben können. „Wenn Wladimir Putin den Gashahn noch weiter zudreht, müssen auch die Stadtwerke zu höheren Preisen einkaufen“, sagte Ingbert Liebing, Präsident des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe).
Je höher die Energiepreise steigen, desto mehr Kunden würde das nicht mehr bezahlen können. „Wir kämen in ein ganz raues Fahrwasser: Es drohen nicht nur Zahlungsausfälle bei unseren Kunden, es könnte auch zu einer Insolvenzwelle in der Energiewirtschaft führen“, sagte der Chef des Verbandes, in dem sich die Stadtwerke zusammengeschlossen haben, die Millionen Haushalte beliefern. Für Liebing reichen die Pläne für den Ernstfall noch nicht aus. Spätestens mit der Feststellung der Alarmstufe müsse der Instrumentenkasten zur Bewältigung der Krise erweitert werden.
„Dazu gehören auch ein Schutzschirm sowie ein Insolvenzmoratorium für Stadtwerke sowie weitere Entlastungen für Endkunden“, sagte der VKU-Präsident der FAZ weiter. Die Stadtwerke verlange zusätzliche Hilfen, damit auf die Verbraucher nicht noch höhere Energiepreise zukommen. „Die Kosten können in Größenordnungen gehen, die Endkunde nicht mehr tragen können“, warnte Liebing. Statt Preise in der Kette nach hinten durchzureichen, sei es besser, Unternehmen bereits auf der Importstufe zu unterstützen.
Das sei eine systemische Frage. „Wir halten es für sinnvoll, eher frühzeitig in der Lieferkette, das heißt bei den Gasimporteuren direkt anzusetzen, als diese Masse an Mehrkosten bis zum letzten Endkunden weiterzureichen.“ Andernfalls drohen Zahlungsausfälle der Kunden und dadurch auch Liquiditätsnöte der Stadtwerke. Die Bundesregierung hat Garantien der KfW von bis zu 100 Milliarden Euro für Versorger bereitgestellt, wie Liebing kritisiert, aber nur für solche Gasunternehmen, die an der Börse handeln.
„Wir erwarten, dass die Bundesregierung diesen 100-Milliarden-Rettungsschirm auch über die Stadtwerke spannt, die direkt bei Großhändlern Energie einkaufen“, sagte er der FAZ. Nicht sinnvoll anzuwenden sei die nach dem neuen Energiesicherungsgesetz (EnSiG) vorgesehene Weitergabe von höheren Beschaffungskosten an die Endkunde, weil praktikable Regelungen fehlten. „Wenn der Preisanpassungsmechanismus scharf gestellt wird, müssten auch die Stadtwerke ihre Endkundenpreise anheben, um die höheren Einkaufskosten zu schultern.“
Foto: Stromzähler (dts)