Berlin – Die Eckpunkte des geplanten gesetzlichen Tierhaltungskennzeichen stoßen bei Umwelt- und Verbraucherschützern wegen zu wenig Tierschutz auf Kritik. „Die Kriterien für das neue gesetzliche Tierhaltungskennzeichen reichen nicht aus, um das Tierwohl grundsätzlich zu verbessern“, sagte der Agrarexperte von Greenpeace, Martin Hofstetter, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben).
Die neue Kennzeichnung definiere nur Haltungsformen für Schweine in Ställen, aus denen Frischfleisch gewonnen und das im Lebensmittelhandel verkauft werde, sagte Hofstetter: „Viele Tierwohlaspekte werden überhaupt nicht berücksichtigt, wie der Transport, die Schlachtung oder die Aufzucht. Es ist ein mutloses Kennzeichen, das Verbrauchern keine ausreichende Orientierung gibt.“ Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will am Dienstag die Eckpunkte für das neue Tierhaltungskennzeichen vorstellen. Da die Tierhaltung weder in Stufen eingeteilt, noch farblich unterschiedlich gekennzeichnet sei, erhalte der Verbraucher keinen schnellen Überblick, welche Haltungsform die beste für die Tiere ist, kritisiert Hofstetter: „Besser wäre eine farbliche Skala von grün bis rot, wo man auf den ersten Blick sieht, welche Tierprodukte aus besonders guter Haltung kommen.“ „Eigentlich müssten die beiden schlechtesten Haltungsformen „Stall“ und „Stall plus“, bei denen die Tiere gar keinen Freiluftkontakt haben, nicht wühlen können und extrem wenig Platz haben sogar verboten werden, weil sie tierschutzwidrig sind“, ist Hofstetter überzeugt.
Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert strengere Kriterien: „Zahlreiche Studien zeigen, dass in allen Haltungsformen – vom engen Kastenstand bis zum Biobetrieb – viele Tiere unter Krankheiten und Verletzungen leiden“, sagte der Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann. Nur die Haltung zu betrachten, führe daher in die Irre. „Wie im Koalitionsvertrag versprochen, muss der Staat die Tiergesundheit in den Betrieben gründlich prüfen – und wenn notwendig mit Hilfen und Sanktionen bessere Tiergesundheit von den Bauern einfordern.“
Foto: Kühe (dts)