Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat vor der größten Hungerkrise seit 1945 gewarnt und ein Ende der Lebensmittelnutzung für Biokraftstoffe gefordert.
„Die Lage ist hochdramatisch“, sagte sie der „Bild am Sonntag“. Durch Corona, extreme Dürren und jetzt den Krieg hätten sich die Lebensmittelpreise weltweit um ein Drittel erhöht und seien jetzt auf Rekordniveau.
„Die bittere Botschaft ist: Uns droht die größte Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg mit Millionen Toten.“ Schulze warnte davor, dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine Interessen auch mit der Belieferung anderer Länder mit Lebensmitteln durchsetzen werde: „Er hat Getreide aus der Ukraine gestohlen und wird es nur mit Ländern teilen, die sich zweifelsfrei zu Russland bekennen.“ Auf der UN-Vollversammlung hätten 40 Länder, in denen die Hälfte der Weltbevölkerung lebt, den Krieg nicht verurteilt.
„Das ist auch ein konkretes Ergebnis der Erpressbarkeit durch Lebensmittel.“ Um die verfügbaren Lebensmittel auf der Welt zu erhöhen, forderte Schulze ein internationales Ende von Biokraftstoffen, die aus Lebensmitteln gewonnen werden. „Niemand will beim Tanken dafür verantwortlich sein, dass der Hunger auf der Welt verschärft wird.“
Es müsse aufhören, dass man Lebensmittel in den Tank packe – egal ob Weizen, Palmöl, Raps oder Mais, so Schulze. „4,4 Prozent im Sprit sind Nahrungs- und Futtermittel. Das gehört auf null runtergefahren – nicht nur in Deutschland, sondern möglichst international. Wir kippen in Deutschland Kraftstoff aus Pflanzenölen im Umfang von 2,7 Milliarden Litern pro Jahr in die Autotanks. Das entspricht fast der halben Sonnenblumenölernte der Ukraine.“