Grüne Jugend fordert vor Parteitag: Schluss mit „Kompromisspartei“

Grüne Jugend fordert vor Parteitag: Schluss mit "Kompromisspartei"

Die neue Spitze der Grünen Jugend fordert vor dem Parteitag am Wochenende in Hannover mehr Gehör und Rückhalt.

„Es darf im Austausch mit der Partei nicht bei netten Worten bleiben. Wir müssen gehört werden“, sagte Luis Bobga dem Nachrichtenportal T-Online. „Beim Parteitag müssen wir sichtbar sein. Wir haben 19.000 Mitglieder und repräsentieren damit die jungen Stimmen in dieser Partei. Die Grünen wären gut beraten, das nicht einfach zu ignorieren“, so Bobga weiter.

Während der Ampel-Zeit habe es auf Grünen-Parteitagen viele Kompromisse gegeben, so Bobga. „Aber jetzt ist der Moment, in dem wir keine Regierungszwänge mehr haben. Die Grünen müssen diese Chance nutzen und sich bei Themen wie dem Mietendeckel oder dem Wehrdienst klar positionieren.“

Seine Co-Vorsitzende Henriette Held pocht auf bessere Partnerschaft mit der Mutterpartei. „Man merkt in der Zusammenarbeit mit der Partei immer noch, dass es da in der Vergangenheit einen Vertrauensbruch gab“, sagte sie. „Wir erwarten von den Grünen, dass sie uns als Verbündete begreifen, nicht als Gegner. Ich wünsche mir grundsätzlich mehr Rückhalt von einigen Teilen der Partei. Aber es gibt jetzt einen guten Austausch.“

Von der Partei fordert sie eine klarere Haltung in der Opposition. „Die Grünen sind gerade immer noch in der Findungsphase und nur in Ansätzen eine kraftvolle Opposition“, so Held. Die Partei müsse jetzt laut für ihre Themen einstehen und sich dabei weniger als „Kompromisspartei“ profilieren, fordert sie. Auch beim Parteitag müsse deutlich werden, dass die Klimafrage untrennbar mit der sozialen Frage verbunden sei. „Die Klimakrise ist eine Klassenfrage.“ Deshalb fordere die Grüne Jugend das Neun-Euro-Ticket und einen Klima-Soli, mit dem „Hochvermögende ihren gerechten Beitrag“ zur Transformation zahlen sollen.

Die neue Spitze der Grünen Jugend wurde Anfang Oktober beim Bundeskongress der Parteijugend gewählt. Der Führungswechsel sollte einen Neubeginn einleiten. Im vergangenen Jahr war der gesamte Vorstand der Grünen Jugend von allen Ämtern zurückgetreten und verließ in der Folge die Partei wegen tiefgreifender inhaltlicher Differenzen. Anschließend sorgte vor allem die neue Vorsitzende Jette Nietzard für Aufsehen und ging auf Konfrontation mit der Partei. Sie trat im Oktober nicht noch einmal an.