Sicherheitsexperte Nico Lange kritisiert angesichts des Gipfels in Washington zur Zukunft der Ukraine die Diskussion um Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
„Es gibt einen Teil der Beteiligten, die denken, für solche Sicherheitsgarantien bräuchte man die Zustimmung Russlands, was ich für absoluten Unsinn halte“, sagte Lange den Zeitungen der „Mediengruppe Bayern“ (Mittwochausgaben) mit Blick auf die Gespräche zwischen den USA, der Ukraine und den Europäern. „Wir fragen ja auch Russland nicht, wie wir die Bundeswehr künftig ausstatten dürfen, um uns vor Russland zu schützen. Die Bedrohung für uns und die Bedrohung für die Ukraine ist doch die gleiche: Es ist das imperialistische, aggressive Russland von Wladimir Putin.“
Auch der Debatte um Bodentruppen liege eine falsche Vorstellung zugrunde, so Lange. „Das Schlagwort `Bodentruppen` klingt martialisch, das macht den Leuten Angst, es ruft die Reaktion hervor, dass man das nicht will. Dabei geht es in keiner Weise darum, Bundeswehrsoldaten an die Kontaktlinie zu schicken. Diese Vorstellung ist falsch.“
Die Frage sei vielmehr, wie eine europäische Militärpräsenz in der Ukraine nach einem Waffenstillstand aussehen könne – „nicht an der Kontaktlinie direkt, sondern irgendwo tiefer in der Ukraine. Etwa durch die Stationierung von Kampfflugzeugen zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung“.
Politisch sei für ihn klar, dass sich Deutschland beteiligen müsse. „Wenn eine europäische Militärpräsenz in der Ukraine aufgebaut wird, um den Frieden in Europa langfristig zu sichern, kann ich überhaupt keinen Grund erkennen, warum sich Deutschland als wichtiges, großes und starkes Land nicht beteiligen sollte“, so Lange. „Wenn es eine Zeitenwende gegeben hat, dann müssen solche Fragen anders beantwortet werden als früher.“