77 Prozent der Beschäftigten offen für gut bezahlte Mehrarbeit

77 Prozent der Beschäftigten offen für gut bezahlte Mehrarbeit

77 Prozent der Beschäftigten in Deutschland wären bereit, die Arbeitszeit auszuweiten, wenn sich die Mehrarbeit finanziell mehr lohnen würde. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die „Rheinische Post“ in ihrer Freitagausgabe berichtet.

„Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung, dass Beschäftigte in Deutschland eher eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit anstreben, ergeben Befunde aus der IW-Beschäftigtenbefragung, dass sich eine Mehrheit von 77 Prozent eine Verlängerung ihrer Arbeitszeit vorstellen kann – wenn die Voraussetzungen gegeben sind“, heißt es in der Studie.

Eine wesentliche Voraussetzung für Mehrarbeit ist demnach für 72 Prozent der Befragten, dass die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben auf die zusätzliche Arbeit verringert wird. Dies gelte für Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte gleichermaßen, so das arbeitgebernahe Institut. Für Vollzeitbeschäftigte und Teilzeitbeschäftigte mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mehr als 20 Stunden müsste darüber hinaus die wöchentliche Arbeitszeit flexibler gestaltet werden können.

Die Daten beruhen auf einer Online-Befragung von sozialversicherungspflichtig und ausschließlich geringfügig Beschäftigten, die seit 2023 jährlich vom IW durchgeführt wird. Es wurden für diese Studie Mitte 2025 insgesamt über 5.000 Personen befragt.

Die IW-Beschäftigtenbefragung zeigt auch, dass Unter-30-Jährige (86 Prozent) eher bereit sind, ihre Arbeitszeit auszuweiten als 55-Jährige und Ältere (69 Prozent). „Die Bereitschaft, länger zu arbeiten, ist weitgehend unabhängig vom Geschlecht, der Branche, der Frage, ob es sich um eine Bürotätigkeit handelt, oder der beruflichen Qualifikation. Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung zeigen sogar eine leicht höhere Neigung zur Arbeitszeitverlängerung als Beschäftigte mit beruflichem Abschluss“, so die Studie.

Eine Umfrage des Karrierenetzwerks Xing hatte dagegen zu Wochenbeginn ein anderes Ergebnis erbracht: Demnach wollten 60 Prozent der 2.000 Befragten nicht länger arbeiten. Zwei Drittel wollten ihre Arbeitszeit sogar reduzieren. Dem widersprechen aber die Ergebnisse des IW nur teilweise. Beschäftigte seien demnach sehr wohl zu Mehrarbeit bereit, wenn die nachteiligen Effekte der steigenden Steuer- und Abgabenbelastung verringert würden und sich die Mehrarbeit besser in den Alltag der Beschäftigten einbauen lasse.