Gemäß einer Analyse der Bundespolizei gehen Menschenschmuggler zunehmend risiko- und gewaltbereiter vor. Das geht aus einem Dokument des behördenübergreifenden Analysezentrums Illegale Migration (GASIM) hervor, über das die „Welt“ berichtet.
Laut Ermittlern haben sich die international agierenden Schleusernetzwerke in den vergangenen Jahren demnach durch hohe Flexibilität und eine ständige Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen ausgezeichnet. Konkurrierende Netzwerke würden in Teilen sogar kooperieren, um die Nachfrage nach Schleusungen in die EU überhaupt decken zu können. Die Netzwerke seien im Kern oft nicht in Deutschland ansässig, agierten konspirativ sowie arbeitsteilig. Soziale Medien wie Facebook und Instagram oder Messenger-Dienste wie Telegram und WhatsApp würden dabei immer häufiger als Werbeplattform dienen.
Schwachstellen in der Migrationspolitik würden schnell erkannt und ausgenutzt. Schleusungen würden entweder Etappenweisen gebucht oder für die gesamte Strecke. Bei „Garantieschleusungen“ werde die Einreise in das Zielland zugesichert – auch wenn es dafür mehrere Anläufe brauche. Dabei entwickle sich die Slowakei und die Hauptstadt Bratislava immer mehr als Ausgangspunkt für die letzte Etappe nach Deutschland.
Eine besondere Bedeutung komme neben der Visumserschleichung und Scheinehen der Schleusung von Migranten mit Fahrzeugen bei. Der versteckte Transport von Migranten im Kofferraum nahm im Jahresverlauf 2022 stark zu. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres kamen dabei in der EU bereits zwölf Menschen ums Leben. Im ersten Halbjahr 2023 hat die Bundespolizei insgesamt 2.298 in Fahrzeugen versteckte Migranten festgestellt.
Das ist eine Verdopplung der Zahlen im Vergleich zum Vorjahr, als es 1114 Menschen waren. Die Hauptherkunftsländer der Migranten waren Syrien, Türkei, Afghanistan und Irak.
Foto: Grenzpfosten (Archiv) [dts]