Heike und Helmut Fett aus Rostock Lütten Klein luden zum Wohnzimmerkonzert “ Kunst und Kultur bei Fett “ am 06.05.2023 ein. Der Künstler dieses Abends war Ralph Schüller aus Leipzig.
Die nachfolgende Schilderung des Abends ist die Sicht des Journalisten. Es sind teilweise Vermutungen vorhanden, da nicht alle Informationen in der Kürze der Zeit zusammengetragen werden konnten.
Zunächst einmal die Geschichte, wie es zu einem Wohnzimmerkonzert auf 28 m² kommen kann. Diese Veranstaltung findet monatlich statt und schon seit dem Jahr 2019 wird dies liebevoll von Helmut organisiert. Es werden Bekannte, Freunde und ausgesuchte Kunstinteressierte eingeladen. Es passen bis maximal ca. 40 Gäste ins Wohnzimmer. Dabei wird man hier in familiäre Atmosphäre mit Getränken und Canapés umsorgt.
Aber warum das Ganze? Nur wegen der Liebe zur Kunst? Ich kann ihnen mit Sicherheit jetzt schon mitteilen, während ich die nächsten Zeilen niederschreiben werde, dass auch meine Augen nicht trocken bleiben werden.
Heike Fett ist vor einigen Jahren gesundheitlich erkrankt und an den Rollstuhl gefesselt. Ich kenne die Umstände nicht, aber Helmut, der eigentlich sehr schüchtern ist und äußerst zurückhaltend organisiert seit her das Format „Kunst und Kultur bei Fett“. Er ist ständig auf der Suche nach Künstlern, die in seinem Wohnzimmer auftreten, da Heike nicht mehr so gut zur Kunst und Kultur kommen kann, muss nun eben die Kunst und Kultur zu Heike.
Man sagt, ein Mensch sieht am schönsten aus, wenn dieser glücklich ist und ein Lächeln auf dem Gesicht hat. Dem kann ich nach diesem Abend vollkommen zustimmen. Als die Tochter begann das Konzert zu genießen und anfing frei von Sorgen und Ängsten etwas herumzuzappeln. Vergaß Sie durch die Kunst, für einen Augenblick den familiären Schicksalsschlag und die eigenen Probleme. Man muss dazu aber auch Helmut gesehen haben, der jetzt seine Tochter glücklich sah. Man kann sich jetzt gut vorstellen, wie Helmut früher seine Heike gesehen hat, als es den Beiden noch möglich war, Kunst und Kultur außerhalb der eigenen Wohnung zu genießen. (die wahre Liebe eben) Man merkt die Gemeinsamkeit der Liebe zu Kunst und Kultur der gesamten Familie, den Zusammenhalt und die Liebe untereinander. Den so ein Konzept ist nicht in jeder Familie möglich. Aber auch, dass die Familie durch die Kunst viel Kraft und Lebensfreude in Ihrem Leben gefunden hat. Was ihnen die Schwierigkeiten, die wohl in jeder Familie vorkommen, überwinden ließen und zu einem wichtigen Bestandteil Ihres Lebens werden lassen haben.
Das ausgewählte Publikum ist äußerst vornehmen und diszipliniert, der Altersdurchschnitt ist etwas höher, aber tut der Atmosphäre keinen Schaden. Ganz im Gegenteil, es kam die Frage auf, warum Lütten Klein so heißt, da war der Erfahrungsschatz einer älteren Dame sehr hilfreich, den Klein kommt von Kleen und heißt Wald. Der Nachbarstadtteil Groß Klein, hatte dann wohl mal einen großen Wald und Lütten Klein, dann wohl nur einen kleinen Wald. Der damals zur Namensgebung geführt hatte. Aber hier gibt es nicht nur ein Konzert, es werden auch Bilder der Künstler ausgestellt und durch den kleinen Rahmen mit einer Pause nach 45 Minuten, kommt man hier sehr schnell ins Gespräch untereinander, aber auch mit dem Künstler.
In diesem Rahmen hat man als Gast die Chance dem Künstler sehr nah zu sein und die kleinen Anekdoten zu den einzelnen Werken, geben einem das Gefühl den Künstler wirklich zu kennen, was in anderen Formaten nicht möglich ist.
Hier wird die Kunst noch wertgeschätzt, von allen Teilnehmern und gab sogar mir den Rahmen als „Kunstbanause“ sich voll und ganz auf die Werke konzentrieren zu können und in eine andere Welt abtauchen zu können und vom Alltagsstress abzuschalten.
Sie können sich noch so sehr über das tägliche Fernsehprogramm aufregen, dass nichts mehr in der Glotze läuft, aber meine heutige Erfahrung, mal etwas Neues auszuprobieren und an diesem Format teilzunehmen, hat mich richtig geflasht und zugleich beansprucht.
Nun kommen wir zum Künstler selbst. Ralph Schüller lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Einige werden denken, weil er auf Deutsch singt und mit einer Gitarre auftritt, dass er dem Künstler Reinhard Mey ähnelt, betrachtet die Werke von Ralph Schüller nur sehr oberflächlich. Wenn man in die Tiefe seiner Texte geht, die Anekdoten dahinter kennt, die aus dem realen Leben kommen, hat er eine Art an sich, die man als künstlerischem Freigeist bezeichnen könnte, mit einer Tendenz zum Träumen. Auch wenn hier kontroverse Themen angesprochen werden, versucht der Künstler dies von allen Seiten zu betrachten und dem Kunstkonsumenten vom schwarz-weiß-denken auf eine beruhigende graue Insel zu verzaubern.
Dies gelingt dem Künstler mit einzigartiger Poesie, aber auch mit einem sehr angenehmen Humor. Man wird auch bei seinen Bildern mit so vielen unterschiedlichen Feinheiten überrascht, dass man bei der Interpretation nie genau sagen kann, ob dies so gewollt ist. Was man jedoch sagen kann, dass dies von einem akademischen Künstler bewusst so, auf einer intellektuellen Weise entstanden ist. Da man die Werke und die Musik nicht eingruppieren kann, ist es ein Original und einzigartig zugleich und zeigt, dass dieses Schubladen denken in der Kunst, Grenzen sind, die uns blind machen für die Kunst dazwischen. Denn Kunst ist viel mehr als eine Kunst-Richtung, die man als Künstler bedient. Der Künstler hat viel mehr Lebenserfahrung und ist viel Facettenreicher als das man dies in eine Schublade stecken könnte. Natürlich kann man sich so nur sehr schwer einem kommerziellen Ziel widmen, aber Geld ist nicht alles und wenn man als Künstler der Kunst dient und nicht dem Geld, macht das einen Künstler zu einem freien Künstler, der viel mehr seiner individuellen Kreativität freien Raum geben kann.
Alles in allem war für mich das Wohnzimmerkonzert mit der Ausstellung äußerst gut gelungen und macht Lust auf mehr. Es sollte dem Künstler eine Ehre sein hier auftreten zu dürfen, auch wenn man das Format vielleicht als ein Rockstar belächeln könnte. Belächle ich eher den Rockstar, der dies tut, weil „Kunst und Kultur bei Fett“ ist etwas so Besonderes, was nur den Menschen bewusst wird, die daran teilgenommen haben.