Interne Dokumente lassen die Vorwürfe rund um eine angeblich verhinderte Berichterstattung über das Deutsche Rote Kreuz im NDR-Landesfunkhaus Kiel unter neuem Licht erscheinen. Bei den Anschuldigungen, die unter anderem durch den „Stern“ erhoben wurden, geht es um einen Vorgang aus dem Jahr 2020.
Ein dreiköpfiges Rechercheteam hatte damals zu Misshandlungen an sogenannten Verschickungskindern in der Nachkriegszeit recherchiert und wollte zum Thema einen Beitrag drehen. Arbeitstitel: „Stigma und Gegenwehr“. Ein Protagonist hatte den Rechercheuren von schweren psychischen und physischen Gewalttaten berichtet, die ihm im Alter von zehn Jahren in einem Heim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) angetan worden seien. Und davon, dass die heute Verantwortlichen seine Bitten um Aufarbeitung nicht ernstgenommen hätten. Am Ende erschien der geplante Beitrag nicht, angeblich, weil Führungskräfte ihn verhindert hätten – mutmaßlich, um das DRK zu schonen. Der „Spiegel“ berichtet nun über E-Mails und Dokumente, nach denen von einer angeblichen Schonung des Roten Kreuzes nichts zu lesen sei, eher im Gegenteil: Früh lobt die Politikchefin dort die „starke Geschichte“ der Autoren, inklusive der Vorwürfe gegen das DRK mit seiner „total ungeklärten Vergangenheit“. Als das Rechercheteam dem DRK nach einer ersten knappen Antwort eine weitere Gelegenheit zur Stellungnahme geben wollte, reagierte sie sogar ablehnend: „Die ersten Fragen und Antworten waren doch sehr deutlich.“ Schließlich ist es ein anderer leitender Redakteur, der eine weitere konfrontative Anfrage an das Rote Kreuz stellt und detailliertere Antworten erhält – sowie das Angebot, sich mit dem „erfahrenen Leid“ auseinanderzusetzen, sofern der Betroffene seine Unterlagen noch einmal einreicht. Am Ende erklärt sich dieser dazu „nach einer Bedenkzeit“ nicht bereit, die Recherche kommt nicht weiter voran. Einen fertigen, ungesendeten Bericht gibt es nicht. Anfang September, als die Anschuldigungen des „Stern“ gegen das Landesfunkhaus auch im Sender thematisiert wurden, unterzieht schließlich das Rechercheteam selbst die Berichterstattung in eigener Sache einem „Faktencheck“ – und entkräftet dabei gleich mehrere Vorwürfe. Nie habe die Führungskraft gefordert, die „recherchierten Informationen“ dem Roten Kreuz vorzulegen, heißt es darin.
Auch dass es „Druck“ gegeben habe, das DRK nicht zu nennen, wie im „Schleswig-Holstein Magazin“ behauptet wurde, sei schlicht „falsch“.
Foto: NDR (dts)