Habeck vermisst Objektivität in Atom-Debatte

Berlin – Wirtschaftsminister Robert Habeck hat in der Debatte um eine mögliche Verlängerung von Atomkraftwerken mangelnde Objektivität und zu wenig Risikobewusstsein beklagt. „Erst einmal ist die Atomkraft eine Hochrisikotechnologie und einige Äußerungen sind mir da einfach zu spielerisch. Und ich vermisse Objektivität in der Diskussion“, sagte Habeck dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben).

Fakt sei, es gebe ein Gasproblem und kein Stromproblem. „Dieses `Wir lassen die mal weiterlaufen, dann wird schon alles gut` steht weder im Verhältnis zu den Abstrichen bei den Sicherheitsstandards, die wir dafür in Kauf nehmen müssten, noch ist es der Situation angemessen.“ Auf die Frage, ob es mit ihm keine Laufzeitverlängerung geben wird, formulierte er vorsichtig: „Für mich ist die Risiko-Nutzen-Abwägung die entscheidende. Aber es fällt ja auf, dass ausgerechnet diejenigen am lautesten für eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke trommeln, die vorher den Ausbau von Stromnetzen und Windkraft über viele Jahre verschleppt haben.“

In diesem Zusammenhang übte Habeck Kritik an Bayerns Ministerpräsident, der eine Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Atommeiler über 2022 hinaus fordert. „Markus Söders Position bei der Atomkraft wäre übrigens deutlich glaubwürdiger, wenn er sich gleichzeitig dazu bereit erklären würde, dass wir überall in Deutschland – auch in Bayern – nach einem Endlager für den Atommüll suchen.“ Habeck verwies auch darauf, dass es für seine Partei „extrem schmerzhaft“ gewesen sei, die Kohlekraftwerke anzufahren.

Er sagte dem RND: „Ich würde mich freuen, wenn all jene, die die unter der Phrase `ideologiefrei` etwas von uns fordern, sich selbst einmal mit der Wirklichkeit auseinandersetzen würden. Es würde ihre eigene Glaubwürdigkeit in der Debatte stärken.“

Foto: Atomkraftwerk (dts)

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