Paris – Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, wirbt für längere AKW-Laufzeiten. „Die Länder, die aus der Atomenergie gerade jetzt aussteigen wollen, sollten das noch mal überdenken“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Belgien habe das schon getan und die Übergangsfristen zum Ausstieg um zehn Jahre verlängert. Die deutsche Regierung müsse entscheiden, ob die AKWs sicher seien. Wenn dies der Fall sei, stellten sie einen „guten Beitrag“ zur Energieproduktion dar. „Und wenn es technisch möglich ist, sollte man sie weiterbetreiben.“ Der Agenturchef sprach sich insgesamt für radikale Maßnahmen zur Einsparung von Öl aus. „Wenn die industrialisierten Länder die Geschwindigkeit auf ihren Straßen um zehn Kilometer pro Stunde senken würden – also ein Tempolimit einführen würden -, dann würden sie so viel Öl sparen, dass dies fast 500.000 Fass pro Tag entspricht“, sagte er. Das sei in etwa das, was die Mitglieder des Ölkartells OPEC nach eigenen Angaben zusätzlich liefern können. „Auch autofreie Sonntage wären eine Option“, sagte Birol. „Oder man lässt bestimmte Autos nur jeden zweiten Tag fahren beziehungsweise verbilligt den öffentlichen Personennahverkehr.“ Er wolle nicht ausschließen, dass es im Sommer zu Problemen bei der Versorgung mit Treibstoff geben könne, insbesondere beim Diesel. Die IEA wurde während der Ölkrise der 70er-Jahre von den führenden Industrienationen gegründet. Sie soll vor allem die Sicherheit der Energieversorgung gewährleisten. Sie hat ihren Sitz in Paris.
Foto: Atomkraftwerk (dts)