Berlin – Die Überlegungen von Kanzler Olaf Scholz (SPD), die Folgen der hohen Inflation mit einer steuer- und abgabenfreien Einmalzahlung durch die Arbeitgeber abzumildern, werden von Ökonomen unterschiedlich bewertet. Das berichtet das „Handelsblatt“ (Montagsausgabe).
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hält die Variante in der gegenwärtigen Lage für ein „probates Instrument“ in Tarifverhandlungen und bei Gehaltserhöhungen. „Hier könnte der Staat wie bei der Corona-Prämie diese Zahlungen, gegebenenfalls bis zu einem Höchstbetrag pro Jahr, steuer- und beitragsfrei stellen“, sagte Hüther der Zeitung. „Dann wären diese Beträge brutto für netto verfügbar.“ Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hält Sonderzahlungen der Arbeitgeber für wenig zielführend, weil damit zu viele Menschen durch das Raster des Sozialstaats fielen.
„Höhere Löhne und Sozialleistungen sind der einzige, nachhaltige Weg, wie Menschen mit geringen Einkommen dauerhaft höhere Preise für Energie und Lebensmittel verkraften können“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“. Kritisch äußerte sich auch der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. „Flächendeckende Hilfen für alle Arbeitnehmer sind der falsche Ansatz“, sagte Fuest der Zeitung. Der Staat solle den Gruppen helfen, die die höheren Kosten nicht selbst tragen können, weil sie sonst in Not geraten.
Das seien Haushalte mit sehr niedrigen Einkommen. „Alle anderen müssen die Kosten tragen, so unangenehm das ist.“ Nach Informationen des „Handelsblatts“ wurde der Inflationsbonus am Donnerstag zwischen SPD-Finanzpolitikern aus Bund und Ländern besprochen. Bei dem Treffen war auch ein Vertreter aus dem Kanzleramt dabei.
In Regierungskreisen hieß es, die Sonderzahlung soll nach dem Vorbild des steuerfreien Corona-Bonus erfolgen, der kürzlich noch erhöht wurde. Danach ist der Bonus, den Arbeitgeber an ihre Beschäftigten wegen der Pandemie auszahlen, bis zu 1.500 Euro steuerfrei. Eine ähnliche Regelung könne es nun mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten und die hohe Inflation geben, hieß es. Für den Fiskus seien die Kosten verkraftbar.
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