Harley-Davidson-Chef Jochen Zeitz wehrt sich gegen die Kritik, er habe die Diversitäts- und Nachhaltigkeitsziele des Motorradherstellers kassiert und sei damit vor ultrarechten Influencern eingeknickt. Nicht alle Richtlinien des Unternehmens zu Diversität, Gleichstellung und Inklusion seien klug gewesen, sagte Zeitz dem „Spiegel“.
Der Konzern habe sie schon länger überprüft, die meisten seien bereits von seinen Vorgängern eingeführt worden „und haben nur begrenzt funktioniert“. Er glaube zum Beispiel nicht an den Sinn strikter Vorgaben bei der Auswahl von Mitarbeitern oder Geschäftspartnern.
Seine Vorgänger bei Harley-Davidson hatten beispielsweise festgelegt, dass ein bestimmter Anteil der Ausgaben an Zulieferer gehen soll, die speziellen Diversitätskriterien entsprechen. „Ein Zwang über Quoten ist nicht der richtige Weg“, sagte Zeitz.
Auch rechtfertigte Zeitz sich dafür, dass sich Harley-Davidson beim Sponsoring künftig wieder auf seine Stammkundschaft sowie Ersthelfer, Soldaten und Veteranen beschränken will. „Wir konzentrieren uns auf das Wachstum des Motorradsports“, sagte Zeitz. „Und das schließt alle Kunden mit ein.“
Die Harley-Davidson-Community sei vielfältig. Zeitz spricht von einer Kundschaft, die „repräsentativ für die US-amerikanische Gesellschaft“ sei, allerdings „branchentypisch eher männlich“. Noch immer sehe er sich als Vorreiter der Nachhaltigkeit, sagte Zeitz, wie früher als Puma-Chef, aber „im Kontext von Umwelt und Natur“. Das sei immer sein Fokus gewesen, und der gelte bis heute.
Ende Juli hatte der ultrakonservative Influencer Robby Starbuck in einem Videoclip auf der Plattform X zur viralen Attacke aufgerufen: „Es ist Zeit, dass Harley-Davidson bloßgestellt wird.“ Unter Zeitz sei die Marke „total woke“ geworden. Das Unternehmen arbeite daran, weniger „weiße Zulieferer, Händler und Mitarbeiter zu haben“. Zeitz sei „Klimaaktivist“ und „Verbündeter“ der Schwulen-, Lesben- und Transgender-Bewegung, so Starbuck.
Mitte August teilte Harley-Davidson mit, der Konzern überprüfe sämtliche Sponsorenverträge und Organisationen, mit denen er kooperiere. Außerdem lasse sich der Motorradhersteller nicht mehr von der „Human Rights Campaign“ kontrollieren, die sich für einen guten Umgang mit schwulen, lesbischen, bisexuellen oder trans Mitarbeitern einsetzt. Eine eigene Abteilung für Diversität und Inklusion betreibe das Unternehmen bereits seit April nicht mehr.
Foto: Harley-Fahrer auf der Autobahn (Archiv) [dts]