NRW knüpft weitere Zusammenarbeit mit Ditib an Bedingungen

Unmittelbar vor dem umstrittenen Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Berlin hat NRW-Staatskanzleichef Nathanael Liminski (CDU) die weitere Zusammenarbeit mit dem Moscheeverband Ditib beim islamischen Religionsunterricht an Bedingungen geknüpft. „Wenn die Ditib Partner des Landes Nordrhein-Westfalen für den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht bleiben will, wird sie sich unmissverständlich von den antisemitischen und israelfeindlichen Aussagen von Staatspräsident Erdogan und des Chefs der türkischen Religionsbehörde Diyanet distanzieren müssen“, sagte Liminski der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Freitagsausgabe).

Man könne und dürfe in Deutschland ein klares Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und gegen jede Form von Judenhass erwarten. „Die Zusammenarbeit mit den Islamverbänden bei der Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts fußt auf unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, Israels Sicherheit und der Schutz der Juden hier bei uns als deutsche Staatsräson können dabei nicht außen vor bleiben“, so Liminski weiter. Erdogan hatte die Hamas als „Befreiungsorganisation“ bezeichnet und Israel unter anderem „Staatsterror“ vorgeworfen. Der Diyanet-Präsident Ali Erbas nannte in einer Predigt das Vorgehen der israelischen Armee „beispiellosen Völkermord“.

Die Ditib gilt als von der staatlichen Religionsbehörde Diyanet finanziell und organisatorisch abhängig. Liminski war es zuletzt gelungen, muslimische Verbände in NRW auf eine Erklärung zu verpflichten, die die „Gräueltaten der Hamas“ glasklar verurteilte. Sogar zu gegenseitigen Besuchen von jüdischen und muslimischen Vertretern in der Kölner Synagoge und einer Bochumer Moschee war es gekommen. Dennoch gab es Vorwürfe, gerade die Ditib als größte Islamorganisation in NRW kommuniziere diese Haltung nur unzureichend an ihre Basis.

Die Ditib ist seit 2021 einer von sechs Verbänden, die in einer Kommission für das Schulministerium den islamischen Religionsunterricht inhaltlich konzipieren und die Lehrerlaubnis an Pädagogen vergeben. Anders als beim christlichen Konfessionsunterricht gibt es im Islam für das Land keinen einheitlichen Ansprechpartner. Im vergangenen Schuljahr erhielten in NRW rund 22.000 Schüler an 260 Schulen von etwa 300 Lehrern islamischen Bekenntnisunterricht. Landesweit gibt es knapp eine halbe Million Schüler muslimischen Glaubens.

Foto: Gläubige Muslime beim Gebet in einer Moschee (Archiv) [dts]

 

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