Deutsche Unternehmen investieren mehr als je zuvor in China. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wurde beim Bestand an Direktinvestitionen bereits 2021 erstmals die 100-Milliarden-Schwelle überschritten.
Das IW bezieht sich auf neue Zahlen der Deutschen Bundesbank. Demnach waren es 2021 fast 103 Milliarden Euro, 2022 kamen weitere 11,5 Milliarden Euro hinzu. Das entspricht laut Institut rund 7,2 Prozent aller ausländischen Investitionen der deutschen Wirtschaft, der Wert ist seit 2020 konstant. Die deutsche Wirtschaft sei stark in China verwurzelt, es gebe bisher kaum Bemühungen, sich unabhängiger zu machen, so das IW. Dabei bestünden etliche geopolitische Risiken – der Taiwan-Konflikt drohe zu eskalieren, mit der zweiten Großmacht USA liefere sich China ein Kräftemessen. Selbst die EU mahne eindringlich zum sogenannten „De-Risking“. Das Institut räumte allerdings ein, dass nicht die gesamte deutsche Wirtschaft von China abhängig sei, nur rund drei Prozent der deutschen Arbeitsplätze seien direkt oder indirekt an den Export nach China gekoppelt, selbst in der Industrie seien es weniger als sechs Prozent. Auch auf der Importseite sei China nur „ein Partner von vielen“. Zudem spiele auch die deutsche Wirtschaft selbst als Abnehmer und Lieferant eine wichtige Rolle, was Chinas Relevanz weiter mindere. Dennoch bestehe Grund zur Sorge, vor allem die Entwicklung sei bedenklich: Im Handel mit China sei in den vergangenen Jahren ein Ungleichgewicht entstanden, so das Institut. Die Importe aus China sind stark gestiegen, die Exporte kaum – damit erhöhe sich bei einzelnen Produkten die ohnehin schon bestehende große Abhängigkeit noch weiter. So kommen Seltene Erden und einige pharmazeutische und chemische Grundstoffe fast ausschließlich aus China. Das mache Deutschland im geopolitischen Konfliktfall erpressbar, De-Risking sei unvermeidlich, so die Einschätzung der Kölner Ökonomen.
Gerade bei besonders betroffenen Lieferketten müsse die Abhängigkeit reduziert werden, die Wirtschaft brauche Alternativen. Studien belegten, dass sich Deutschland es durchaus leisten könne, den Handel mit China allmählich und über ein paar Jahre zu reduzieren.
Foto: Straßenverkehr in Peking [dts]