Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus will in diesem Jahr nicht an Ostermärschen teilnehmen. „Ich habe eine andere Art, meine Sehnsucht nach Frieden auf die Straße zu bringen“, sagte Kurschus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagausgabe).
„Ich feiere Gottesdienste und werde Gott meine Klagen und Bitten und Hoffnungen ans Herz legen.“ Sie unterstütze jedoch die Teilnehmer der Märsche, die für den Frieden demonstrieren, fügte Kurschus hinzu. „Der laute Ruf nach Frieden darf nicht verstummen.“ Von den Veranstaltern erwarte sie allerdings, dass diese Rechtspopulisten und Extremisten „kein Podium bieten, ihnen kein Rederecht geben und reagieren, wenn sie zum Beispiel Flaggen mit einem Z sehen sollten“. Kurschus ergänzte, „der Ruf nach Verhandlungen darf zu keinem Zeitpunkt als naiv abgetan werden“. Menschen, die zu Ostern für den Frieden auf die Straße gingen, wollten keinen Krieg gewinnen, sondern den Frieden. „Ohne Gespräche, ohne Verhandlungen kann kein Friede werden“, sagte die Ratsvorsitzende. „Es müssen allerdings Verhandlungen `auf Augenhöhe` sein. Und solche Verhandlungen lassen sich nur mühsam herbeiverhandeln“. Während die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann weiterhin einen Waffenstillstand in der Ukraine fordert, verteidigt die amtierende Vorsitzende Kurschus die heterogene Haltung der EKD. „Es gehörte immer zum Selbstverständnis der Protestanten, anderen nicht sagen zu wollen, was falsch und richtig ist. Wir sind keine Agentur christlicher Werte.“ Angeblich christliche Werte könne man „ausnutzen und anderen um die Ohren hauen“, so Kurschus. Dasselbe gelte für aus dem Zusammenhang gerissene Bibelzitate. „Das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist, in der Spur Jesu zu bleiben“, sagte sie. „Das ist in den seltensten Fällen so eindeutig, dass sich daraus ganz klare Handlungsanweisungen ableiten lassen. Mit Handlungsrezepten können wir nicht dienen, wenn wir redlich bleiben wollen“, so die EKD-Ratsvorsitzende.
Es gehe immer darum, Leben zu schützen, und um klare Parteinahme für Ausgegrenzte und Untergebutterte. „Es geht um eine deutliche Stimme für die Schwachen und Stummen, die keine Lobby in unserer Gesellschaft haben“, sagte Kurschus. „Aus dieser grundsätzlichen Orientierung kommen Christen zu unterschiedlichen praktischen Folgerungen.“
Foto: Evangelische Kirche [dts]