Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wendet sich gegen strengere Mindesteffizienzstandards für einzelne Wohngebäude im Zusammenhang mit der geplanten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD). „Der jetzige Entwurf der EPBD-Richtlinie aus dem Europäischen Parlament geht aus meiner Sicht in die falsche Richtung“, schreibt die Ministerin in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“.
Würde sich der Mitte März vom EU-Parlament beschlossene Entwurf durchsetzen, laufe das auf eine zusätzliche Sanierungspflicht und eine unverhältnismäßige Belastung einzelner Hauseigentümer hinaus. „Die Hauptbetroffenen in Deutschland wären die Besitzer von Einfamilienhäusern“, so Geywitz. Diese Häuser seien häufig in einem schlechten Zustand, weil sich ihre Besitzer eine energetische Sanierung in der Vergangenheit oft nicht hätten leisten können – „weil ihnen zum Beispiel das Eigenkapital fehlt oder weil sie wegen ihres Alters oder anderer individueller Vorbedingungen eine aufwändige Sanierung scheuen.“ Rund 25 Prozent aller Einfamilienhäuser gehörten zu den beiden schlechtesten Gebäudekategorien. „Ökonomisch ist es auch nicht sinnvoll, diesen Gebäudebestand zuerst zu sanieren“, so Geywitz weiter. Denn es sei fraglich, ob die betreffenden Gebäude überhaupt in Regionen mit einer künftig hohen Nachfrage lägen. In dem Beitrag plädiert die Ministerin stattdessen dafür, die Gesamtbilanz von Stadtquartieren und damit Mehrfamilienhäuser zunächst anzugehen: „Ein gebäudeübergreifender Ansatz – also der Quartiersansatz – bietet den Vorteil, dass bevorzugt jene Gebäude saniert werden, bei denen Effizienzpotenziale mit geringstem Kosten- und Personaleinsatz gehoben werden können.“ Das EU-Parlament hatte am 14. März mit einer deutlichen Mehrheit für strengere Regeln bei der Reform der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) gestimmt. Bis zum Jahr 2030 sollen demnach alle Wohnhäuser mindestens die Energieeffizienzklasse „E“ und bis 2033 mindestens die mittlere Energieeffizienzklasse „D“ erreichen.
Foto: Gerüstbau für Wärmedämmung [dts]