Laut einer Studie des Münchener Ifo-Instituts werden sich die Produktivitätsgewinne der zuletzt verstärkt vorangetrieben Digitalisierung, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, erst verzögert bemerkbar machen. „Unternehmen brauchen Zeit zur Umstellung ihrer Produktionsprozesse. Neue Technik verbreitet sich nicht schlagartig, sondern nach und nach“, sagte Ifo-Forscher Robert Lehmann am Montag.
Das bedeute in der Wirklichkeit eine Verzögerung der theoretisch sofort möglichen Produktivitätsgewinne. „Die durch die Digitalisierung mögliche Produktivität der untersuchten Wirtschaftsbereiche ab Anfang der 2000er Jahre stieg erst am Ende des Jahrzehnts tatsächlich an“, so Lehmann. Die Coronakrise habe einen weiteren Schub für die Digitalisierung mit sich gebracht.
„Viele Arbeitsprozesse wurden erheblich umgekrempelt“, fügte Lehmann hinzu. Ähnlich wie bei der ersten Digitalisierungswelle würden jedoch auch diesmal einige Jahre ins Land ziehen, bis sich die Produktivitätsgewinne bemerkbar machen würden. Ab dem Jahre 2000 war die Zahl der Handys, der Internet-Nutzer und der Breitband-Nutzer gestiegen. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität verändert sich zunächst nicht messbar.
„Für viele Unternehmen war es schwierig einzuschätzen, welche neuen Technologien sinnvoll eingesetzt werden können. Dadurch entstehen Suchkosten“, erläutert Lehmann. Außerdem müssten Mitarbeiter im Umgang mit neuer Software geschult werden, was Lernkosten verursache. Gleichzeitig veralteten bestehende Kompetenzen der Mitarbeitenden.
Zudem müssten Produktionsfaktoren und Betriebsabläufe angepasst werden. Schließlich benötigten Unternehmen Zeit zum Aufbau neuer Infrastruktur, zum Beispiel von Online-Plattformen. Ergänzende Investitionen müssten erst geplant und getätigt werden, bevor sich Produktivitätsgewinne einstellen können. Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich einige Handlungsempfehlungen ableiten, um die Produktivitätsgewinne der Digitalisierung zu beschleunigen.
„In Zukunft könnte ein erleichterter Zugriff auf Wagniskapital den Zugang vieler Unternehmen zu finanziellen Ressourcen erleichtern, was wiederum die Möglichkeiten zur Forschungs- und Entwicklungstätigkeit ankurbelt“, sagte Lehmann. Ebenso könnten steuerliche Anreize zur Unterstützung von Forschungsausgaben und Trainingsmaßnahmen gesetzt werden. Schließlich könnte die Förderung von Homeoffice oder Hybridarbeit erweitert werden. Kombiniert mit zusätzlichen Investitionen in den Breitbandausbau könnte auf diese Weise in den kommenden Jahren das volle Produktivitätspotenzial der neuen Technologien ausgeschöpft werden.
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