In der SPD-Bundestagsfraktion verschiebt sich die Macht. Wie der „Spiegel“ berichtet, hat der konservative Seeheimer Kreis hat unter den Abgeordneten zur lange dominierenden Parlamentarischen Linken (PL) aufgeschlossen.
Die Seeheimer geben ihre Mitgliederzahl inzwischen mit 92 an, der PL gehören 94 Abgeordnete an. Laut „Spiegel“-Bericht erwägen zwei weitere Mitglieder den Austritt aus dem linken Flügel. Die Seeheimer waren zuletzt vor knapp 40 Jahren die stärkste Strömung in der SPD-Fraktion. Gerade jüngere Abgeordnete wollten „keine endlosen Theoriedebatten führen, sondern Probleme pragmatisch lösen“, begründete Seeheimer-Chef Dirk Wiese gegenüber dem „Spiegel“ die neue Stärke des konservativen Flügels.
Zuletzt gab es mehrere direkte Wechsel vom linken zum rechten Flügel. So schloss sich die ehemalige Landesvorsitzende aus Sachsen-Anhalt, Katrin Budde, dem Seeheimer Kreis an. „Bei der PL habe ich mich am Ende nicht mehr zugehörig gefühlt“, sagte die Sozialdemokratin dem „Spiegel“. „Die Debatten waren mir zu theoretisch, zu kopflastig. Das war mir zu wenig praktische linke Politik.“
Zu ihrem inneren Bruch mit der PL sei es 2019 gekommen, so Budde, „als ausgerechnet viele Linke Andrea Nahles in der Fraktion haben hängen lassen“. Auch die Niedersächsin Marja-Liisa Völlers ist gewechselt. „Mein Fehler war, dass ich mir anfangs nicht alle drei Strömungen angeguckt habe“, sagte Völlers dem „Spiegel“.
Sie sei erst mal zur PL gegangen, weil sie dort einige Kollegen gut gekannt habe. Dann sei ihr aber klar geworden, „dass mir der pragmatische Ansatz der Seeheimer mehr entspricht“. Mittlerweile ist sie Teil des Trios an der Spitze der Seeheimer.
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