Die Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, erwartet vom Weltnaturgipfel in Montreal, dass sein Abschlussdokument auch Deutschland beim Artenschutz stärker in die Pflicht nimmt. „Von 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten ist mindestens eine Million vom Aussterben bedroht“, sagte Haßelmann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben).
„Bei Schmetterlingen, Käfern und Libellen ist fast die Hälfte der Arten in Deutschland akut gefährdet. Da muss dringend etwas passieren.“ Wenn die Verhandlungen in Kanada nun in die entscheidende Phase gehen, hoffe sie auf einen „Paris-Moment“, sagte Haßelmann. „Einen Durchbruch für den Artenschutz, wie er 2015 in Paris für den Klimaschutz erreicht wurde“, so die Grüne. „Ein erfolgreiches Abkommen in Montreal wird aber auch Deutschland in die Pflicht nehmen.“ So müsse die deutsche Biodiversitätsstrategie von 2007 mit Nachdruck weiterentwickelt werden. Die Ampel-Koalition habe mit der Benennung eines Meeresbeauftragten, der Verabschiedung eines globalen Plastikabkommens und dem Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ samt Vier-Milliarden-Euro-Budget bereits einiges vorangebracht, sagte die Grünen-Fraktionschefin. Sie räumte jedoch zugleich ein, dass es durch den verstärkten Ausbau von erneuerbaren Energien häufiger zu Konflikten mit dem Naturschutz kommen werde. „Angesichts der großen Abhängigkeit von fossilen Energien, die der Krieg nur verdeutlicht hat, müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren jetzt in aller Intensität vorantreiben“, so Haßelmann. „Dabei wird es auch zu schwierigen Abwägungen kommen, das muss man ehrlich zugeben.“ Diese Entscheidungen müssten im Einzelfall und vor Ort getroffen werden, so die Grünen-Politikerin. „Ziel muss sein, Natur- und Klimaschutz möglichst in Einklang zu bringen.“ Weitere Flächenkonflikte gebe es zwischen Naturschutz und Landwirtschaft, so Haßelmann. Um erfolgreich zu sein, müsse man daher die Bauern bei den vielen Veränderungen mitnehmen, sagte sie. Deshalb müssten auch die Landwirte vom Staatsgeld für Naturschutz profitieren. Nötig sei, „dass wir sie bei Umstellungen und einem Spurwechsel finanziell unterstützen, so wie wir das bei der Tierhaltung ja bereits tun“, so die Grüne.
Staatliche Zuschüsse für Energieverbrauch mit hohem CO2-Ausstoß müsse die Ampel-Koalition dagegen stärker abbauen. „An die umweltschädlichen Subventionen müssen wir noch einmal ganz grundsätzlich ran“, sagte Haßelmann.
Foto: Britta Haßelmann [dts]