Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, hat die Politik dazu aufgefordert, für die zahlreichen Probleme in Schulen und Kitas Verantwortung zu übernehmen. „Politiker in Bund und Ländern müssen einräumen, dass die ganze Masse an Problemen – Unterrichtsausfall, Streichung von Angeboten, Raummangel, fehlende digitale Ausstattung und so weiter – auf politische Versäumnisse zurückzuführen ist“, sagte er der „Welt“ (Freitagausgabe).
„Es ist an der Zeit, dass die Politik zugibt: Wir haben es verbockt. Erst dann kann ein echter Aufbruch gelingen.“ Dass die Verantwortung auf Erzieher und Lehrer abgeschoben werde, berge ein massives Konfliktpotenzial in den Bildungseinrichtungen. Dies gelte nicht nur für Corona, sondern sei ein generelles Muster. Beckmann forderte Politiker auf, Probleme im Bildungssektor offensiver anzusprechen. „Es geht darum, Erwartungen an die Realität anzupassen. Und klarzumachen: Für die Versäumnisse ist nicht das Personal in den Bildungseinrichtungen verantwortlich“, so Beckmann. Stattdessen aber würden Probleme kaschiert. „Stundenpläne werden gekürzt, Klassen vergrößert. In Sachsen-Anhalt wird eine Vier-Tage-Woche ausprobiert, und in Berlin diskutiert man, die Schulstunde von 45 auf 40 Minuten zu kürzen. All das zeigt eine massive Hilflosigkeit“, sagte der VBE-Chef. Weiter übte er Kritik an der Ampel-Regierung: Das „Jahrzehnt der Bildungschancen“, das im Koalitionsvertrag ausgerufen wird, bezeichnete der Gewerkschaftschef als „schöne Worte ohne Taten“.
Er sehe nicht, wie Bildungsgerechtigkeit nur ansatzweise erreicht werden solle. „Stattdessen ist Deutschland auf dem Weg, Bildungsungerechtigkeit zu verschärfen.“
Foto: Räume für Deutsch-Unterricht (dts)