Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes hat an die Bundesregierung appelliert, trotz andauernder Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan an der humanitären Hilfe und einer langfristigen Entwicklungszusammenarbeit festzuhalten. „Die Bundesregierung darf die afghanische Zivilbevölkerung nicht vergessen“, sagte TDH-Vorstandssprecher Beat Wehrle der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Sie müsse sich an ihre Zusagen halten. „Es herrscht eine massive Hungersnot. Für die Kinder in Afghanistan geht es um ihr Überleben.“ Mehr als zehn Millionen Kinder seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, so Wehrle. Ein Jahr nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban am ist das Kinderhilfswerk über Partnerorganisationen inzwischen wieder in elf afghanischen Provinzen aktiv. Die Arbeit unter den neuen Machthabern gestalte sich schwieriger als in der Vergangenheit, sagte Wehrle, sie sei aber nicht unmöglich: „Die Empfindlichkeiten der Taliban verlangen von den Helfern vor Ort viel Pragmatismus und Fingerspitzengefühl.“ Vor allem die von den Taliban-Herrschern verfügte strikte Trennung nach Geschlechtern macht die Arbeit komplizierter. Mädchen dürfen die Schule darüber hinaus nur noch bis zur sechsten Klasse besuchen.
„Die Rechte von Frauen auf Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit sind stark eingeschränkt und in vielen Fällen sogar ganz aufgehoben“, sagte Wehrle. „Eine ganze Generation von Mädchen wird ihre Schulausbildung nicht abschließen können. Nach wie vor gehen Frauen und Mädchen auf die Straße, um dagegen zu protestieren. Sie alle riskieren willkürliche Verhaftungen.“
Umso wichtiger sei es, dass Deutschland Afghanistan nicht aus dem Blick verliere. Deutschland sollte seine Unterstützung „verstärkt über internationale und lokale Nichtregierungsorganisationen, die über langjährige Expertise in Afghanistan verfügen, umsetzen“.
Foto: Afghanistan (dts)