Lehrerpräsident kritisiert hohe Zahl an Einser-Abituren

Berlin – Lehrerpräsident Heinz-Peter Meidinger hat die in diesem Jahr die erneut hohe Zahl an Einser-Abituren kritisiert. „Die letztliche Folge ist eine schleichende, aber scheinbar unaufhaltsame Entwertung der Abschlüsse“, sagte Meidinger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgaben).

„Statt nämlich mehr Geld und Ressourcen in schulische Förderung und echte Leistungssteigerung zu investieren, werden die Leistungsanforderungen abgesenkt“, bemängelte Meidinger. „Die Politik feiert dann immer bessere Ergebnisse, sinkende Sitzenbleiberquoten und die Flut an Einser-Abituren als Ergebnis ihrer tollen Bildungspolitik, was natürlich Quatsch und letztendlich ein Selbstbetrug ist.“ Kritisch sieht der Lehrerpräsident auch die veränderten Prüfungsanforderungen während der Corona-Pandemie. Es sei zu einer „Überkompensation der tatsächlichen Nachteile“ gekommen.

„Die von der Bildungspolitik gern bemühte Formulierung, diese Jahrgänge hätten trotz Corona so tolle Ergebnisse erreicht, ist natürlich unrichtig, richtig muss es heißen: Diese Spitzenergebnisse wurden wegen Corona erreicht“, sagte Meidinger dem RND. Die ersten Ergebnisse aus diesem Jahr deuten darauf hin, dass die Abiturienten ähnlich gut abschneiden wie 2021. Neun Bundesländer haben bislang Auskunft über die diesjährigen Abiturergebnisse gegeben: In Bayern (Durchschnitt 2,15), Berlin (2,2), Brandenburg (2,1), Mecklenburg-Vorpommern (2,2) und Sachsen-Anhalt (2,22) schnitten die Abiturienten in diesem Jahr jeweils etwas besser ab als die im Jahr zuvor. In Bremen ist der Schnitt mit 2,32 gegenüber dem Vorjahr unverändert, ebenso in Niedersachsen (2,38). In Hamburg und Schleswig-Holstein waren die Schüler mit 2,28 und 2,42 jeweils nur knapp schlechter als ihre Vorgänger (2,27 und 2,4).

Foto: Klassenraum in einer Schule (dts)

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