Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, sieht in der Unberechenbarkeit des russischen Präsidenten Wladimir Putin ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die westlichen Staaten.
„Putins Verhalten ist angesichts seiner schwindenden Optionen immer weniger voraussehbar und berechenbar“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe). „Wir überschreiten daher immer mehr die Grenze des indirekten Krieges hin zu einer direkten Beteiligung am Krieg gegen Russland.“
In dieser Situation würden dann auch Rechtsgutachten wenig helfen. Denn es komme am Ende darauf an, wie Moskau die Unterstützungsleistungen des Westens für die Ukraine, etwa Waffenlieferungen, bewerte, so Kramer. „Damit werden wir auch früher oder später zum direkten Angriffsziel Russlands.“
Darauf müsse man sich vorbereiten. Schon jetzt hält es Kramer für ein realistisches Szenario, dass es neben Cyberangriffen russischer Hacker auch „zu analogen Angriffen im Sinne von Sabotageakten kommen“ könne. „Hierbei denke ich an die vulnerablen Bereiche unserer Energieversorgung, Transport, Kommunikation, Gesundheit und verschiedene Liefer- und Produktionsketten der Wirtschaft und Industrie“, sagte der Verfassungsschützer.
Auch die analoge Bedrohungslage für die Öl-, Gas- und Chemische Industrie sei nicht zu unterschätzen. „Alles was zu Chaos und Engpässen oder Versorgungsausfällen bei uns führen kann, ist für den Angreifer auch im Russland-Ukraine-Krieg potenziell nützlich und erstrebenswert.“