Der Norden, Westen und Mitteldeutschland haben die besten Chancen, vom erwarteten Wachstum der Wasserstoffwirtschaft zu profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Rangliste von neun Metropolregionen, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zum zweiten Mal seit 2020 erstellt hat und über die der „Spiegel“ berichtet.
Der Regionalverband Ruhr gab die Studie in Auftrag. Das industriell geprägte Ruhrgebiet verteidigt dort auch den Spitzenplatz. Bemerkenswert sind indes die Verschiebungen dahinter: So klettert die Region Hamburg dank der vielen Windparks in ihrer Nähe und des Hafens, der zum Import von Wasserstoff dienen könnte, auf Rang zwei. Das Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verbessert sich auf den dritten Rang.
„Derzeit fließen viel Geld und Manpower in den Erhalt und die Transformation der Grundstoffindustrie, auch mithilfe von Wasserstoff“, sagte Studienautorin Vanessa Hünnemeyer. „Diese ist im Ruhrgebiet und in Mitteldeutschland traditionell stark vertreten.“ Beide Gebiete verfügen über erste Wasserstoffnetze für die Industrie, während man in Süddeutschland noch einige Jahre auf Wasserstoffpipelines warten dürfte. Die Regionen München und Stuttgart büßen im Vergleich zu 2020 ein.
Sie seien zwar für ihre Innovationskraft bekannt, aber bislang kaum bei Wasserstoff, so Hünnemeyer. Die Wasserstoffnachfrage sei derzeit auch nicht im Fokus der Autoindustrie, die im Süden besonders stark ist. „Wenn Regionen keinen Zugang zu Wasserstoff und Wasserstoffnetzen haben, dann kann dort keine anwendungsnahe Innovation stattfinden.“ Für den Vergleich hat das IW elf Kriterien herangezogen, darunter etwa den Anteil der Firmen mit Wasserstoffbezug an allen Unternehmen der Region.
Für vier Kategorien wurden Mitglieder des Nationalen Wasserstoffrats befragt, eines Beratungsgremiums der Bundesregierung. Der Bund plant einen massiven Ausbau der Erzeugung, des Imports und des Transports von Wasserstoff. Mit dem Gas, das mit Ökostrom aus Wasser gewonnen werden kann, kann beispielsweise Stahl klimaschonend hergestellt sowie Strom erzeugt werden, wenn Wind- und Solarparks nicht ausreichen.
Foto: Wasserstoff-Behälter (Archiv) [dts]