Trotz einschneidender Pandemiejahre hat sich die Einkommensungleichheit in Deutschland nicht wesentlich verändert. Wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, sind Ostdeutsche zudem immer seltener von Armut bedroht.
In der Studie wird sich auf vorläufige Zahlen des Mikrozensus bezogen: Der Gini-Koeffizient, der die Verteilung der Einkommen misst – bei einem Wert von 0 erhalten alle Personen das gleiche Einkommen, bei einem Wert von 1 hat einer alles, alle anderen nichts – hat sich demnach im Jahr 2022 gegenüber 2019 nur marginal verändert und bleibt bei etwa 0,30 Punkten. Im Osten lag der Wert 2022 mit 0,27 Punkten auf demselben Niveau wie vor der Pandemie. Das traditionelle Ost-West-Gefälle beim Armutsrisiko verschwindet laut Studie immer mehr: So ging etwa in Thüringen der Anteil der Armutsgefährdeten seit 2012 um ganze 21 Prozent zurück, im Westen stieg die Niedrigeinkommensquote leicht. Die sogenannte Einkommensreichtumsquote – also der Anteil der Personen, die mehr als das Doppelte des Äquivalenzeinkommens zur Verfügung haben – lag im Jahr 2022 bei 7,7 Prozent und damit auf einem ähnlichen Niveau wie 2019.
Überhaupt hat sich der Wert in den vergangenen 15 Jahren kaum verändert. „Der wichtigste Schutz vor Armut bleibt Arbeit“, sagte IW-Experte Maximilian Stockhausen. „Abgesänge auf die soziale Gerechtigkeit im Land sind überzogen.“ Sozialer Aufstieg sei in Deutschland möglich, das werde von den Menschen mehrheitlich auch so wahrgenommen.
„Deutschland besitzt außerdem ein gut funktionierendes Sicherungssystem, das sich in der Pandemie bewährt und größere soziale Verwerfungen verhindert hat.“
Foto: Einkommensteuer (Archiv) [dts]