Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert hat sich der Forderung nach einem sozialen Pflichtjahr angeschlossen. Er empfinde es als „ärgerlich, dass es in der politischen Klasse eine Reihe von Leuten gibt, die den Diskurs verweigern mit der Behauptung, ein solcher Dienst sei prinzipiell nicht mit einer liberalen Gesellschaft vereinbar“, sagte Lammert dem Internetportal des Senders ntv am Freitag.
Die Auffassung, ein verpflichtendes Dienstjahr passe nicht zu einer liberalen Gesellschaft, wies der Vorsitzende der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung zurück. „Wer nur noch sein eigenes Ding machen will und glaubt, außer für sich selbst für nichts zuständig zu sein, der darf sich über die Erosionstendenzen in der Gesellschaft nicht beklagen.“ Mit Blick auf das Erstarken populistischer Parteien sagte Lammert, dies mache ihm „erhebliche Sorge“. Eine Erklärung dafür sei, dass moderne Gesellschaften immer vielfältiger und komplexer geworden seien.
„Angesichts dieser Komplexität haben einfache Antworten auf komplizierte Fragen eine hohe Attraktivität. Das verschafft dem Populismus einen Wettbewerbsvorteil, von dem die Populisten ja auch gnadenlos Gebrauch machen“, so Lammert. Einfache Antworten auf komplexe Fragen seien jedoch „regelmäßig falsch“.
Foto: Norbert Lammert (Archiv) [dts]