Obwohl die deutsche Wirtschaft in einer Rezession steckt und sich das Geschäftsklima weiter eintrübt, blickt Bundesbank-Präsident Joachim Nagel optimistisch auf die konjunkturelle Situation hierzulande. „Der Arbeitsmarkt ist zum Beispiel weiterhin sehr robust“, sagte Nagel dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe).
„Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas. Ich halte das für eine Fehldiagnose, die bei vielen allzu leicht verfängt.“ Nagel wehrte sich gegen den Vorwurf, die deutsche Wirtschaft sei nicht innovativ und schnell genug. „Wir sollten uns `Made in Germany` nicht kleinreden lassen“, sagte er und verwies auf die Anpassungsfähigkeit in der Vergangenheit. „Das deutsche Wirtschaftsmodell ist kein Auslaufmodell. Aber es braucht ein Update.“ Weniger konkret äußerte sich Nagel zu der Frage, ob die Europäische Zentralbank (EZB) bei der nächsten Ratssitzung am 14. September die zehnte Zinserhöhung in Folge beschließen wird. Die Entscheidung werde rein datenabhängig getroffen, bekräftigte Nagel, „auch auf Basis der dann vorliegenden neuen Prognosen“.
Die Inflation im Euro-Raum verharrte im August bei 5,3 Prozent. Die Kerninflation ist leicht gesunken auf ebenso 5,3 Prozent. Das zeige, „wie hartnäckig das Biest Inflation ist“, erklärte Nagel, der als Befürworter einer straffen Geldpolitik gilt. Die EZB sei zwar ein gutes Stück bei der Inflationsbekämpfung vorangekommen.
„Unseren Zielwert für die Inflation haben wir aber längst noch nicht erreicht“, so Nagel. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an.
Foto: Deutsche Bundesbank (Archiv) [dts]