Eine neue Umfrage zeigt eine vergleichsweise hohe Affinität der Bundesbürger zu Unternehmensgründungen und Selbstständigkeit. Laut Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) wünschen sich 46 Prozent, dass sich eines ihrer Kinder selbstständig macht, oder sie hätten sich das gewünscht beziehungsweise halten es für gut, dass ein Kind ein Unternehmen gegründet hat.
30 Prozent der Befragten lehnen das ab, die Übrigen haben dazu keine Meinung. Laut den Umfrageergebnissen, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet, ist die Aufgeschlossenheit gegenüber Unternehmensgründungen in Westdeutschland deutlich größer als in den ostdeutschen Bundesländern: Während im Westen 47 Prozent der Befragten die Selbstständigkeit der Kinder begrüßen würden und 29 Prozent das ablehnen, heißen das im Osten nur 40 Prozent der Teilnehmer gut, 36 Prozent der Befragten in den neuen Ländern einschließlich Berlins sehen eine berufliche Laufbahn ihrer Kinder als Unternehmer kritisch. Erwartungsgemäß befürworten derzeitige FDP-Wähler den Weg in die Selbstständigkeit für ihre Kinder am häufigsten (65 Prozent), am schwächsten ist die Zustimmung zu einem Unternehmertum der Kinder dagegen bei Wählern der AfD: Nur 40 Prozent würden das begrüßen, 37 Prozent lehnen es ab. „Die Umfrage belegt: Die Mehrheit kann sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen. Die schlechte Nachricht: Die meisten wagen den Schritt in die Selbstständigkeit am Ende nicht“, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann, Vorsitzende der MIT, des Wirtschaftsflügels von CDU und CSU, gegenüber der Zeitung.
Die bisherige Entwicklung sei alarmierend: „Die Gründungen in Deutschland brechen ein – vom Handwerk bis zum digitalen Start-up. Besorgniserregend ist das Umfrageergebnis für Ostdeutschland. Dort bremst die Angst um die Existenz den Mut zur Gründung aus.“
Insa hatte für die MIT zwischen 18. und 21. August 2.008 Personen über 18 Jahren befragt. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, kommentierte die Ergebnisse so: „Es gibt den vielfachen Wunsch, seine Erwerbstätigkeit sinnstiftend und nachhaltig auszurichten, etwas Eigenes zu schaffen und dabei die jeweils richtige Work-Life-Balance zu finden. Das geht in Unternehmensstrukturen oft nicht wie gewünscht“, sagt der Wirtschaftsforscher. „Da liegt es nahe, die Lösung, in einem eigenen Betrieb zu suchen.“
Deutschland ist kein Gründerland, die Zahl von Unternehmen, die neu an den Start gehen, ist seit Jahren rückläufig. 2002 gab es nach Angaben der KfW-Bank noch 1,461 Millionen Existenzgründungen, aber seither geht es mit kleinen Zwischenausschlägen nach oben stetig bergab. 2022 wurden nach Angaben des KfW-Gründungsmonitors nur noch 550.000 Existenzgründungen gezählt.
Foto: Alte und junge Frau sitzen am Strand [dts]