Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, ist um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie besorgt. „Wir sind in der Tat wieder der kranke Mann Europas“, sagte Wolf am Mittwoch im Deutschlandfunk.
Die Gesamtlage sei schwierig: „Wir werden in die Rezession rutschen im zweiten Halbjahr.“ Die Gründe dafür seien vielfältig: Neben den anhaltend hohen Energiepreisen sieht Wolf besonders in der Bürokratie und den hohen Steuern ein Wachstumshindernis. Versäumnisse beklagt der Gesamtmetall-Präsident auch im Bildungssektor: „50.000 junge Menschen gehen ohne Abschluss jedes Jahr von den Schulen.“ Zudem habe man bei der Digitalisierung vieles verschlafen. Hohe staatliche Förderungen, mit denen etwa die USA ihre Industrie im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ von Präsident Biden unterstützen, hält Wolf für den falschen Weg: „Subventionen helfen nie langfristig, einen Wirtschaftsstandort zu stärken, sondern das muss aus der Industrie selbst herauskommen.“ Um das zu erreichen, müsse man Steuern senken und bürokratische Hürden abbauen. Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Energiepreise kritisierte er den Ausstieg aus der Atomenergie: „Wenn wir in Deutschland keine Atomkraftwerke betreiben, aber in anderen Ländern Atomstrom zukaufen, ist das aus meiner Sicht ein völlig falscher Weg.“ Insgesamt hofft Wolf darauf, dass die Bundesregierung bei der Bewältigung künftiger Herausforderungen geschlossener handelt: „Es fehlt hier aus meiner Sicht der einheitliche Wille von allen drei Koalitionspartnern, was zu tun und Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen in vielen Bereichen.“
Foto: Stahlproduktion (Archiv) [dts]