FDP sorgt sich um Weinbauflächen wegen EU-Pflanzenschutzverordnung

Die FDP warnt vor drastischen Auswirkungen auf den deutschen Weinbau durch die geplante EU-Pflanzenschutzverordnung (Sustainable Use Regulation). Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, sagte der „Bild-Zetiung“: „Wenn wir Pflanzenschutzmittel in bestimmten Gebieten komplett verbieten, sagen wir praktisch zu über 30 Prozent unserer Weinberge `Tschüss`.“

Daher fordert Konrad: „Diese Verordnung muss dringend überdacht werden. Die FDP setzt sich für fortschrittlichen und effizienten Umweltschutz ein, aber diese EU-Regelung zu Lasten der Winzer und Konsumenten wirkt wie ein Schritt zurück.“ Ein Verbot von Pflanzenschutz in der Hoffnung, niemand brauche ihn mehr, sei „genauso idiotisch wie das Verbot von Medikamenten in der Hoffnung, alle wären dadurch gesund“, argumentierte die FDP-Politikerin weiter. Auch die Union befürchtet massive Konsequenzen für den Weinbau in Deutschland. Mit Blick auf die EU-Pflanzenschutz-Verordnung sagte Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) „Bild“: „Wenn das so kommt, dann ist das das Aus für viele Betriebe.“ Auch für die Kulturlandschaften bestehe große Gefahr, wenn zum Beispiel Steillagen-Weinbau nicht mehr möglich sei. Viele Winzer fragten sich zurecht, „warum der zuständige Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir anders als seine Kollegen aus den südeuropäischen Weinbauländern die EU-Pläne nach wie vor grundsätzlich begrüßt und nur von Veränderungen im Detail spricht. Der Bundeslandwirtschaftsminister muss sich endlich für den deutschen Weinbau einsetzen“, forderte Bilger weiter.

Max von Elverfeldt, Bundesvorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst, rechnet neben Auswirkungen auf den Weinbau auch mit Folgen für den Acker-, Obst- und Gemüseanbau in Deutschland: „Die sichere und unabhängige Versorgung der Bevölkerung steht auf dem Spiel.“ Es drohten „massive Ernteeinbußen und eine Verlagerung der Produktion ins Ausland“, so von Elverfeldt. Eine Sprecherin von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) teilte auf „Bild“-Anfrage mit: „Grundsätzlich unterstützt das BMEL die Ziele der SUR, aber die Regelung braucht dringend Anpassungen, die auf unsere spezifischen Voraussetzungen in Deutschland eingehen. Dazu gehört unter anderem die Frage des Referenzjahres für die Reduktionsziele, damit diejenigen, die schon vorangegangen sind, nicht nachträglich bestraft werden.“

Sonderkulturen wie Obst und Wein müssten weiterhin möglich sein, hieß es weiter. Mit der geplanten EU-Pflanzenschutzverordnung will die Europäische Kommission bis 2030 die Menge der von Bauern und Winzern in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide um 50 Prozent reduzieren. In „ökologisch empfindlichen Gebieten“ sind alle Pestizide verboten. Nach Angaben des Deutschen Weinbauverbandes befinden sich mehr als 30 Prozent der deutschen Rebflächen in derartigen Gebieten.

Foto: Weinstock (Archiv) [dts]

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