Der Dax hat sich am Donnerstag nach einem verhaltenen Start bis zum Mittag in den grünen Bereich gearbeitet. Gegen 12:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 16.100 Punkten berechnet, 0,5 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag.
Zuwächse gab es unter anderem bei den Aktien von Infineon, Siemens Energy und der Commerzbank. Mit der Erholung feierten die Anleger das erwartete Ende des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Die Bullen wittern nach dem deutlichen Rückgang der Kerninflation in den USA Morgenluft – das Ende der seriellen Leitzinsanhebungen der Fed steht bevor.“ Auch wenn dies weitere Erhöhungen nicht ausschließe, dürfte die Notenbank im Rest des Jahres viel mehr auf Sicht fahren, um die Wirkung der von ihr verabreichten Medizin gegen die Inflation besser beobachten zu können, erwartet Stanzl. „Die Zeit der präventiven und potenziell wachstumsgefährdenden geldpolitischen Vollbremsung ist aller Voraussicht nach vorbei.“ Das, womit sich der Markt vermutlich in den nächsten sechs bis neun Monaten beschäftigen müsse, sei die Gefahr einer allzu starken Disinflation, was am Ende auch zu Deflation führen könne. Auch wenn dieses Szenario bislang nicht mehrheitsfähig sei, berge der deflationäre Trend in China die Gefahr, über den Export auch nach Europa zu kommen. „Viele Unternehmen haben die Inflation als Vorwand genutzt, die Preise über Gebühr anzuheben und sie treffen nun mit hohen Preisen auf eine sich abkühlende Konjunktur“, so der Marktanalyst.
Das könne den disinflationären Trend am Ende verstärken. „Die Bären an der Frankfurter Börse aber haben für den Moment erkannt, wessen Stunde schlägt, und streichen die Segel.“ Man sollte sich an der Börse nicht gegen die Notenbank stellen. „Wenn diese vor einer möglichen geldpolitischen Kurskorrektur steht, sollte man nicht auf der falschen Seite des Marktes bleiben, auch wenn die Saisonalität im Dax bald eine andere Sprache spricht“, so Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagmittag stärker. Ein Euro kostete 1,1161 US-Dollar (+0,31 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,8960 Euro zu haben.
Foto: Frankfurter Börse [dts]