Leseleistungen von Viertklässlern seit 2016 gesunken

Die Leseleistungen der Viertklässler in Deutschland sind seit 2016 gesunken. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld, wie aus den Ergebnissen der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2021, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, hervorgeht.

Weltweit haben sich insgesamt 65 Staaten und Regionen beteiligt. „Die IGLU-Studie zeigt, dass wir dringend eine bildungspolitische Trendwende benötigen, damit es mit den Leistungen unserer Kinder und Jugendlichen wieder bergauf geht“, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Dienstag. Aus der Umfrage wird ersichtlich, dass die mittlere Lesekompetenz der Viertklässler in Deutschland bei 524 Punkten liegt und sich damit nicht signifikant vom Mittelwert der EU-Vergleichsgruppe (527 Punkte) oder der OECD-Vergleichsgruppe (527 Punkte) unterscheidet. Gegenüber der ersten Erhebung vor 20 Jahren (2001: 539 Punkte) und gegenüber der letzten Erhebung (2016: 537 Punkte) ist die Leseleistung hingegen signifikant gesunken.

Auch hier unterscheidet sich Deutschland nicht signifikant vom europäischen Gesamttrend. Ein Viertel der Viertklässler in Deutschland erreicht nicht den Standard für eine Lesekompetenz, die für einen erfolgreichen Übergang vom Lesen lernen zum Lesen um zu lernen notwendig ist (mindestens Kompetenzstufe III). Mit 25,4 Prozent liegt der Anteil über den Werten von 2001 (17 Prozent) und 2016 (19 Prozent). Der Anteil der im Lesen leistungsstarken Schüler (Kompetenzstufe V) ist in Deutschland leicht auf 8,3 Prozent gesunken (2016: 11,1 Prozent; 2001: 8,6 Prozent).

Die Heterogenität der Leseleistungen ist in Deutschland hoch, seit 2001 hat sie zugenommen. Die Schulschließungen während der Corona-Pandemie haben erhebliche Auswirkungen auf die Leseleistung gehabt. Die bei IGLU 2021 in Deutschland beobachtete Lesekompetenz sei signifikant niedriger als es ohne Covid-19-Pandemie bei Fortführung des Trends zu erwarten gewesen wäre, wie es in der Studie heißt. Die Viertklässler sind im Mittel mit ihrer Schule zufrieden und erleben sie als positiven Lernort.

63 Prozent Schüler lesen mindestens eine halbe Stunde täglich außerhalb der Schule, dieser Anteil ist im internationalen Vergleich hoch (EU: 54 Prozent, OECD: 53 Prozent). In der Schule hingegen wird in Deutschland zu wenig gelesen. Im Durchschnitt werden pro Woche 141 Minuten Unterrichtszeit für Leseunterricht und/oder Leseaktivitäten verwendet (OECD: 205 Minuten; EU: 194 Minuten). Auch die Nutzungshäufigkeit digitaler Medien im Unterricht ist in Deutschland im internationalen Vergleich gering ausgeprägt.

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Lesekompetenzen zugunsten der Mädchen sind wieder auf dem Niveau von 2001. Die sozialen Disparitäten in der Lesekompetenz blieben in den letzten 20 Jahren unverändert: Die Viertklässler aus sozioökonomisch benachteiligten Familien weisen nach wie vor starke Kompetenzrückstände auf, die im internationalen Vergleich hoch sind. Kinder, die zu Hause (fast) immer Deutsch sprechen, haben Kompetenzvorsprünge gegenüber Kindern, die zu Hause nur manchmal oder nie Deutsch sprechen. Dieser Vorsprung ist in Deutschland stärker ausgeprägt als im EU- und OECD-Schnitt. Kinder von un- oder angelernten Arbeitern benötigen für eine Gymnasialpräferenz eine Lesekompetenz von 575 Punkten während Kinder von Eltern einer oberen Berufsgruppe eine Lesekompetenz von 510 Punkte benötigen.

In Deutschland wurden für die Erhebung 4.611 Viertklässler aus 252 vierten Klassen befragt.

Foto: Klassenraum in einer Schule [dts]

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