Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, hofft darauf, dass die in Deutschland wahlberechtigten Türken dazu beitragen, den amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan doch noch durch seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu abzulösen. „Ich hoffe, dass diesmal vor allem die Demokraten, die es im ersten Wahlgang nicht geschafft haben, zu den Wahlurnen gehen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montagausgaben) mit Blick auf die Stichwahl, die am Samstag in Deutschland begonnen hat.
„Denn das ist jetzt wirklich eine Schicksalswahl. Es ist die letzte Ausfahrt vor der Diktatur.“ Der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner, der 2017 für mehrere Monate in der Türkei in Haft saß, will die Hoffnung auf eine Ablösung Erdogans ebenfalls noch nicht aufgeben. „Mit dem ersten Wahlgang scheinen die Aussichten auf einen Regierungswechsel in der Türkei schlecht zu sein“, sagte er dem RND. „Schaue ich jedoch auf das Wahlergebnis mit der Brille, dass eine überwältigende Mehrheit der Medienhäuser und -anstalten in direkter Hand der Regierung und der AKP sind, so ist schon dieses Ergebnis ein überraschender Gewinn der Opposition.“ Steudtner fügte hinzu: „Damit hat die Opposition auch bei der Stichwahl eine kleine, aber realistische Chance zu gewinnen. Dabei brauchen die demokratischen Reformkräfte in der Türkei und im Exil mehr denn je alle Solidarität und Unterstützung, die wir ihnen geben können.“ Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, rechnet mit einer erneut hohen Wahlbeteiligung. „Die konsularische Vertretungen haben sich sehr gut auf die Wahlen vorbereitet, so dass alles reibungslos verläuft“, sagte er dem RND. Erdogan-Befürworter seien „wieder gut organisiert und versuchen, die Wahlberechtigten mit Bussen zu den Wahllokalen zu bringen. Aber auch die Oppositionsparteien sind aktiv bei der Mobilisierung. Beide Lager wissen, dass die Stimmen aus Deutschland am Ende wahlentscheidend sein können.“
Foto: Türkisches Wahllokal in Berlin am 20.05.2023 [dts]