Der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hält Europas Gemeinschaftswährung für ein Erfolgsprojekt. „Trotz des jüngsten Anstiegs der Inflation stehen wir in den vergangenen 25 Jahren im Schnitt deutlich besser da als alle nationalen Währungen in den 40 Jahren vor der Währungsunion“, sagte Trichet der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochausgabe) anlässlich des bevorstehenden 25-jährigen Gründungsjubiläums der EZB. „Der Euro hat seinen Job gemacht“, sagte er.
Trichet erklärte, warum es der EZB so schwer gefallen sei, die aktuell hohe Inflation frühzeitiger zu bekämpfen. „Es fehlte die Fantasie, um einen großen Wandel zu erkennen und zu akzeptieren. Wir hatten schließlich mehr als zehn Jahre lang eine extrem niedrige Inflation.“ Die größte Bedrohung sei die Deflation gewesen, so Trichet. „Viele Ökonomen und Zentralbanker dachten: Es kann doch nicht sein, dass wir uns nach zehn Jahren extrem niedriger Inflation plötzlich in einem völlig anderen Universum wiederfinden“, so der Franzose, der von 2003 bis 2011 an der Spitze der Notenbank stand. „Die Inflation ist besonders aggressiv gegenüber den armen Menschen. Deshalb heißt es im EU-Vertrag: Sorgt für Preisstabilität.“ Die EZB außergewöhnliche Entscheidungen getroffen: „Sie hat die Zinssätze erhöht, um das Beste für die Ärmsten der Gesellschaft zu erreichen“, sagte Trichet. Er beschwörte ein Mehr an Europa. „Der Euro schien zu Beginn völlig unmöglich zu sein, aber er ist immer noch da. Und die Menschen spüren, dass Europa vorankommt.“ Man bewahre ein sehr hohes Niveau an Einigkeit. „Die Menschen in Europa fordern sogar mehr Einigkeit: in der Diplomatie, aber auch beim Militär. Es ist schwierig, aber ich sehe den Willen dazu“, so Trichet.
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