Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk hofft auf den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen seines Landes noch in diesem Jahr. „Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber es ist erreichbar“, sagte Melnyk dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagsausgaben).
Deutschland solle dabei „eine sehr wichtige, vielleicht die entscheidende Rolle“ spielen. Er hoffe in dem Zusammenhang auf die Hilfe der Bundesregierung und des Kanzlers. Der Ukraine wurde im vergangenen Juni – rund vier Monate nach dem russischen Überfall auf das Land – der Kandidatenstatus verliehen. Aufnahmeverfahren in die Europäische Union dauern in der Regel viele Jahre. Melnyk sagte mit Blick auf die für einen EU-Beitritt notwendigen Reformen: „Wir machen unsere Hausaufgaben sehr fleißig. Die Deutschen und die Europäer wissen, dass wir das ernst nehmen, dass wir das nicht nur quasi als Formsache abhaken möchten, sondern dass wir uns ordentlich vorbereiten, ungeachtet des Krieges.“ Es gehe darum, dass die Ukraine viel schneller als erwartet bereit sein könne – sowohl für den EU-Beitritt als auch für den ebenfalls angestrebten Beitritt zur Nato. Der Vize-Außenminister dankte Deutschland für die jüngsten Lieferungen von Leopard-2-Kampfpanzern und Schützenpanzern vom Typ Marder: „Nur muss man leider sagen, dass das bei Weitem nicht ausreichend ist. Die Panzer sind ein guter erster Schritt, aber noch lange keine Garantie dafür, dass die Ukraine die Russen jetzt schnell zurückdrängen kann.“ Dafür müsse man „in anderen Dimensionen denken“. Die Russen könnten nach ukrainischen Erkenntnissen täglich bis zu zehn Panzer erneuern oder herstellen. „Deswegen hoffen wir, dass die Deutschen sowohl bei den Kampfpanzern als auch bei anderen Waffen kräftig nachziehen.“ Melnyk forderte von Deutschland erneut Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe. „Diese Entscheidungen müssen sehr bald kommen.“
Foto: EU-Gebäude in Brüssel [dts]