Der Kinderschutzbund hat die zögerliche Haltung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und der Liberalen in der Debatte über die Höhe der Kindergrundsicherung scharf kritisiert. „Da reden Menschen, die haben sich noch nie in das Leben der Betroffenen hineinversetzen können“, sagte DKSB-Präsident Heinz Hilgers der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).
Das aktuelle System sei „sehr bürokratisch und schwierig“. „Viele in der Politik, die aktuell darüber reden, wären kaum in der Lage, die jetzigen Anträge auszufüllen“, so Hilgers. Immer wieder höre man die Unterstellung, dass die Eltern das Geld nicht für die Kinder verwenden würden – das Gegenteil sei der Fall. Eltern müssten sogar Geld ansparen, um ihre Kinder zu versorgen.
„Ein Beispiel: Für die Gesundheitspflege eines Babys sind im jetzigen Bürgergeldsystem 9,29 Euro pro Monat vorgesehen, allein die billigste Halbmonatsbox Windeln kostet 36,99 Euro im Monat.“ Da kämen noch Babyöl, Cremes und weiteres hinzu. Für die Bildung eines Kleinkindes sehe das Bürgergeld 1,72 Euro im Monat vor, damit könne man keine Kinderbücher finanzieren, so Hilgers weiter. Für die Ernährung eines Jugendlichen von 13 Jahren gebe es pro Tag 4,46 Euro.
Diese drei Schlaglichter bewiesen, dass Eltern bei sich selbst kürzen müssten, um ihre Kinder zu versorgen. „Die von Ministerin Paus geforderten 12 Milliarden Euro sind die absolute Untergrenze, das ist nur ein Einstieg, unter 20 Milliarden ist die Kindergrundsicherung aber kaum zu finanzieren“, fügte der Verbandschef hinzu. „Die Kindergrundsicherung sollte – wenn man sie richtig macht – die Armut von Kindern in Deutschland um drei Viertel reduzieren“, so Hilgers.
Foto: Mutter mit Kinderwagen [dts]