Frankreichs Wirtschaftsminister weist Kritik an Atompolitik zurück

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire weist Kritik aus Deutschland an der Atompolitik seines Landes zurück. „Ich respektiere die souveränen Entscheidungen jedes einzelnen Staates, jeder kann seinen Energiemix unabhängig wählen“, sagte er in einer ARD-Dokumentation.

Er kritisiere also nicht die Wahl Deutschlands, aber im Gegenzug erwarte er auch, dass Deutschland die französischen Entscheidungen, insbesondere die Wahl der Kernenergie, nicht kritisiere. Angesprochen auf die Vorwürfe aus der Bundesrepublik, es handle sich bei den französischen Kernkraftwerken um „Schrottreaktoren“, widerspricht Le Maire. Er räumte zwar „technische Schwierigkeiten“ ein, diese seien aber größtenteils behoben. Zuletzt hatte es Berichte über Risse in Rohren in französischen AKWs gegeben.

Zeitweilig mussten Reaktoren vom Netz genommen werden, um die Schäden zu beheben. Der Generaldirektor der Internationale, Atomenergie-Organisation, Rafael Grossi, sieht im Gegensatz zu vielen Ankündigungen in der Vergangenheit nun eine Renaissance der Atomkraft weltweit. „Es passiert gerade sehr viel, beileibe nicht nur Absichtserklärungen“, sagte Grossi der ARD. „Länder stecken Geld in die Entwicklung oder bauen neue Atomkraftwerke.“ Die Erreichung der Klimaziele sei aus Sicht der Organisation ohne einen nennenswerten Anteil von Kernenergie nur schwer oder gar nicht zu erreichen.

„Schaut man sich in der Welt um, sieht man: Die meisten Länder versuchen, in ihrem Energiemix als Grundlast rund 15-20 Prozent Atomkraft zu haben, damit sie dann Erneuerbare Energien besser in ihre Stromnetze integrieren können“. An ein weltweites Comeback der Atomkraft glaubt Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, dagegen nicht. „Also man muss immer unterscheiden zwischen Hype und realen Investitionen. Wenn man sich reale Investitionen anschaut, dann ist das, was gerade global passiert, der große Wind- und Solarboom. Wenn ich mir die realen Zahlen und Investitionen angucke, weiß ich, dass wir auf dem richtigen Kurs sind und die Mediendiskussion, die alle Jahre eine neue Sau durchs Dorf treibt, die kann ich dann auch gut an mir vorüberziehen lassen.“

IAEA-Generaldirektor Grossi sieht hingegen international eine andere Entwicklung. „Ich mache das hier ja schon seit Jahrzehnten und wir hören natürlich immer wieder, dass viele Projekte geplant sind. Der große Unterschied diesmal ist, dass bereits Geld fließt, es werden schon Kernkraftwerke der nächsten Generation gebaut.“

Es gehe jetzt darum, wann das zu vernünftigen Preisen sein werde und ob sie das einlösen, was man sich davon verspreche. „Unser Eindruck ist, in den nächsten fünf bis sechs Jahren werden wir diese Reaktoren sehen“, sagte Grossi.

Foto: Atomkraftwerk [dts]

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