Die Deutsche Bahn (DB) wirft der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Tarifkonflikt mangelnde Verhandlungsbereitschaft vor. „Ich bekomme zunehmend den Eindruck, dass die EVG gar nicht verhandeln will“, sagte der DB-Personalvorstand Martin Seiler der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstagsausgabe).
Die EVG habe gerade weitere Verhandlungstermine für Juli und September angefragt, sagte der Bahnmanager. Bisher waren Termine bis einschließlich Mai vereinbart. „Das ist doch ein Widerspruch zu sagen, ich will schnelle Ergebnisse für meine Mitglieder, streike dafür, und frage gleichzeitig nach Terminen in fünf Monaten. Da zweifle ich langsam an der Ernsthaftigkeit.“
Seiler bezifferte die Kosten für die Forderungen der EVG auf 2,5 Milliarden Euro im Jahr. „Das leuchtet doch jedem ein, dass das nicht machbar ist“, so der Arbeitgebervertreter. Die Bahn hat zuletzt für das Jahr 2022 einen operativen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro verbucht. Zugleich räumte er ein, dass der Staatskonzern zu einem „überdurchschnittlichen Abschluss“ bereit sei.
Seiler drängte die EVG, zu verhandeln, „bis weißer Rauch“ aufsteige. Am Dienstag soll die nächste Verhandlungsrunde beginnen. „Wir wollen am Dienstag zu Ergebnissen kommen, erst recht jetzt, wo wir noch einmal einen bundesweiten Streik gesehen haben“, so Seiler.
Foto: Bahn-Zentrale [dts]