Der neue Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Jörg Dittrich, warnt davor, dass Handwerksleistungen schon bald für viele Menschen in Deutschland unerschwinglich werden könnten. „Wir müssen aufpassen, dass Handwerksleistungen für weite Teile der Bevölkerung nicht unbezahlbar werden“, sagte er der „Bild am Sonntag“.
Dieser Grenze nähere man sich gerade. Handwerker seien für alle da, nicht nur für den Teil der Gesellschaft, der weiter genug Geld habe. „Da droht eine Spaltung der Gesellschaft: Menschen, die sich beispielsweise einen Friseurbesuch leisten können, und andere, die das nicht mehr können.“ Der Dresdener Dachdeckermeister ist seit dem 1. Januar 2023 Handwerkspräsident, er folgt auf Hans Peter Wollseifer, der das Amt acht Jahre lang innehatte.
Dass die Handwerker-Leistungen auch im neuen Jahr teurer werden, hält Dittrich für unvermeidbar. „Denn für uns steigen ja nicht nur die Material- und Energiekosten. Wir haben steigende Krankenkassen-, Pflegeversicherungs-, Berufsgenossenschaftsbeiträge“, so der Handwerkspräsident. „Und am Ende kommen vom Staat noch 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf.“
Ergebnis: Die Lücke zwischen dem, was der Handwerker tatsächlich verdiene, und dem, was die Stunde den Kunden koste, werde immer größer. „Hier muss die Politik gegensteuern.“ Konkret fordert Dittrich ein Umsteuern bei der Finanzierung der Sozialsysteme. „Wir reißen gerade das Ziel, die Sozialversicherungsbeiträge bei 40 Prozent vom Lohn zu deckeln. Aber wir können unser Sozialsystem nicht auf Dauer fast ausschließlich über die Lohnzusatzkosten finanzieren“, so der Handwerkspräsident.
„Ist es richtig, wenn ein Bauleiter bei mir in der Firma den Spitzensteuersatz von 42 Prozent bezahlt, ein Großaktionär auf seine Dividenden aber nur 25 Prozent Kapitalertragsteuer?“
Foto: Fliesenleger [dts]